Schlagwort-Archive: Extras

Die Krux des richtigen Zeitpunkts

Heutige Unternehmer sind einer wesentlich volatileren Welt ausgeliefert. Vielleicht ist das der Grund, dass sie auf der Suche nach dem richtigen Zeitpunkt sind. In der Vergangenheit war die Entwicklung von Neuheiten weit fortgeschritten, wenn das Marketing aufgesetzt wurde. Heute beginnen Start-ups mit ihrer Vermarktung, sobald eine Idee auf einer Seite sowie ein Businessplan das Unternehmen und die ersten drei Geschäftsjahre beschrieben vorliegen. Dadurch können Investoren frühzeitig Geldmittel für die Entwicklung der Idee bereitstellen. Die Krux ist, dass sich in diesem Moment das zukünftige Angebot noch in einem vagen Zustand befindet. Alle müssen sich die Frage stellen: Wann ist der richtige Zeitpunkt um mit welchem Detaillierungsgrad am Markt sichtbar zu werden.

Im Rückblick, mit den tatsächlichen Auswirkungen vor Augen, sind alle schlauer und wissen, warum etwas (nicht) geklappt hat. Für Gründer sind jedoch vorab Anhaltspunkte für den Reifegrad ihrer Neuerung hilfreich. Neben einem realistischen Businessplan sollte das Produkt und/oder die Dienstleistung so beschrieben sein, dass der Anwendungskontext, die Leistung, die Gestaltung und etwaige Extras klar skizziert sind.

  • Anwendungskontext
    Jedes Angebot ist für einen oder mehrere Anwendungsfelder vorzubereiten. Das reicht von den thematischen Einsatzgebieten, über die geographischen Einsatzorte, bis hin zu den entsprechenden Zielgruppen und den jeweiligen Anwendungsfällen. Eine Schlagbohrmaschine findet eher keine Anwendung in einem Operationssaal. Eine Software mit einer chinesischen Oberfläche wird sicher kein Renner in Europa. Eine Kletterausrüstung bringt dem Leichtathleten nichts. Und nur im Notfall, wenn kein Skalpell zur Hand ist, wird ein Chirurg den Luftröhrenschnitt mit einem Küchenmesser vornehmen. Welche Bedingungen sind zu berücksichtigen? Welche Zielgruppe wird anvisiert? Welches sind die üblichen Anwendungsfälle?
    Darum: Verdeutlichen Sie mindestens einen Anwendungskontext mit seinen Bedingungen.
  • Leistung
    Eine Leistung kann ein Produkt oder eine Dienstleistung oder ein Mix aus beidem sein. Beschreiben Sie die Eigenschaften bzw. den Nutzen sowie die erforderlichen Inputs und erzeugten Outputs. Die Leistung setzt sich zusammen aus dem praktischen, symbolischen und wirtschaftlichen Nutzen. Sie sollten ohne eine ausreichende Beschreibung der Leistung, raus aus dieser nichtssagenden Werbeschleife. Es bringt nichts, von dem besten und einfachsten Produkt oder der freundlichsten und schnellsten Dienstleistung zu sprechen. Welche technischen Eigenschaften hat das Produkt? Welche Aufgabe erfüllt die Dienstleistung? Wie unterstützen Form, Farbe und Haptik die Anwendung? Was erleichtert den Anwendern den Einsatz? Welche Extras werden bereitgestellt – Beratung, Kundendienst, Finanzierung? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden? Was sind beispielhafte Ergebnisse?
    Darum: Beschreiben Sie das Produkt und die Dienstleistung so, als wäre sie bereits lange am Markt.
  • Gestaltung
    Die Gestaltung der Leistung ist entscheidend für die Abnahme durch die Kunden. Es gibt keine Leistungen, ohne dass sie gestaltet werden müssen, da sie alle Teil der realen Welt sind. Ein hässliches Gerät wird sich nicht durchsetzen. Eine befremdliche Nutzeroberfläche stößt ab. Die fehlende Einordnung zu einer Stilrichtung liefert zwar ein Alleinstellungsmerkmal, aber die Kunden müssen sich erst einmal daran gewöhnen. Wie wollen Sie wahrgenommen werden (z.B. bestes Produkt, kundennahe Einzellösung oder günstigste Leistung)? Welche Erinnerungen lassen sich mit der Leistung verknüpfen? Welche Gliederungen (z.B. Stil, Inhalt) sind möglich? Wie eindeutig möchten Sie sich positionieren?
    Darum: Gestalten Sie die Leistung so, dass die gewünschte Zielgruppe erreicht und überzeugt wird.
  • Verpackung
    Die Verpackung hat bestimmte Aufgaben zu erfüllen – was Sie in den vielen Unboxing-Clips bei YouTube verfolgen können. Die Verpackung sollte von vorneherein bedacht werden. Sie dient zum Schutz, zur Lagerung und zum Transport. Mit der entsprechenden Gestaltung dient sie als Werbefläche und fördert zusätzlich den Verkauf. Bei Dienstleistungen sind Verpackung das Layout des Ladengeschäfts, die Bekleidung der Mitarbeiter und die Ergonomie der Webseite. Welche Verpackung benötigt das Produkt? In welchem Rahmen werden die Dienstleistungen präsentiert?
    Darum: Erstellen Sie eine angemessene Verpackung für das Produkt und die Dienstleistung.
  • Extras
    Heute gehören zu allen Angeboten ergänzende Bestandteile, wie Zubehör und Extras, die zusätzliche Kaufanreize bieten. Immer komplexere Leistungen brauchen immer mehr fachliche Beratung und Unterstützung. Nachhaltige Kundenbindung wird durch informative Newsletters und eine lebendige Online-Community gefördert. Die besondere Garantie und günstige Finanzierungen runden das Angebot ab. Welche Extras können Sie ergänzend anbieten? Wie können Sie die Kunden geschickt beraten? Welche Gadgets können darüber hinaus angeboten werden?
    Darum: Das vervollständigte Sortiment sollte von Anfang an entsprechende Extras einplanen.

Auch wenn dieser Aufwand sehr hoch erscheint, so sollten Sie sich bewusst machen, dass es sehr schwer ist, ein Marketing für etwas zu entwickeln, das noch nicht im Einzelnen beschrieben werden kann. Die Krux dabei ist die Frage, wann Sie ausreichend vorbereitet sind. In jedem Fall spricht viel dagegen, frühzeitig, mit der ersten Idee, oder sehr spät, wenn alles fertiggestellt ist, mit dem Marketing zu beginnen. Wollen die Leute mehr Details wissen, ist es sehr wahrscheinlich zu wenig. Winken sie aufgrund von zu viel Information ab, dann ist es wohl zu viel.

Fazit: Die Tendenz der Start-ups frühzeitig ihre Webseiten zu entwickeln und die entsprechenden Marketingmaßnahmen zu planen ist ungeschickt, da sich noch viel ändert und in der Folge angepasst werden muss. Der erste Schritt ist in jedem Fall die Vorbereitung des Produkts und/oder der Dienstleistung: Beschreibung des Anwendungskontextes, der Leistung, der Gestaltung und Verpackung sowie der Extras. Die Krux des richtigen Zeitpunkts bleibt. Hauptsache, Sie werden nicht zu früh oder zu spät aktiv.

The Crux of the right time

Today’s entrepreneurs are at the mercy of a much more volatile world. Perhaps that is the reason why they are looking for the right time. In the past, the development of novelties was well advanced when marketing was put into place. Today, startups begin their PR as soon as an idea as a one page and a business plan describe the enterprise and the first three fiscal years. This enables investors to provide funds for the development of the idea at an early stage. The crux is that at this moment the future proposition is still in a vague state. Everyone has to ask the question: when is the right time to become visible in the market with what level of detail?

In retrospect, with the de facto outcomes in mind, everyone is smarter and knows why something did (not) work. For founders, however, it is helpful to have some indications of the degree of maturity of their novelties beforehand. Additionally to a realistic business plan, the product and/or service should be described in a way that the application context, the deliverable, the design and any extras are clearly outlined.

  • Application context
    Each offer has to be prepared for one or more application fields. This goes from the thematic areas of application, to the geographical locations, to the corresponding target groups, to the respective use cases. A hammer drill is rather not used in a surgery room. Software with a Chinese interface will certainly not be a big seller in Europe. Mountaineers equipment is of no use to the athlete. And only in an emergency, when there is no scalpel at hand, a surgeon will make the tracheotomy with a kitchen knife. What conditions need to be taken into account? Which target group is targeted? What are the typical use cases?
    Therefore: Clarify at least one application context with its conditions.
  • Deliverable
    A deliverable can be a product or a service, or a mix of both. Describe the features or use as well as the required inputs and generated outputs. The service consists of practical, symbolic and economic advantages. Without a sufficient description of the deliverable, you should get out of this meaningless PR loop. There is no point in talking about the best and simplest product or the friendliest and fastest service. What are the technical features of a product? What is the task of a service? How do shape, color and haptic support the application? What makes the application easier for the users? What extras are provided – advice, customer support, financing? What requirements must be met? What are exemplary results?
    Therefore: Describe the product and the customer support as if it had been on the market for a long time.
  • Design
    The design of the deliverable is decisive for the acceptance by the customer. There is no deliverable without having to be designed, since they are all part of the real world. An ugly device will not prevail. An alien user interface repels. The lack of a classified style provides a unique selling proposition, but customers initially have to get used to it. How do you want to be perceived (e.g. best product, customer-driven solution or the most economical deliverable)? Which remembrance can be linked to the customer support? Which categorizations (e.g. style, content) are possible? How clearly do you want to position yourself?
    Therefore: Design the deliverable in such a way that the desired target group is reached and convinced.
  • Packaging
    The packaging has to fulfil certain tasks – which you can see in the many unboxing clips on YouTube. The packaging should be considered from the beginning. It is used for protection, storage and transport. With the appropriate design, it serves as advertising space and also promotes sales. In the case of customer support, packaging covers the shop layout, the staff clothing and the ergonomics of the website. What packaging does the product need? In what context is the customer support presented?
    Therefore: Create appropriate packaging for the product and the customer support.
  • Extras
    Today, all offers include supplementing components such as accessories and extras that provide further incentives to buy. More and more complex deliverables require more and more professional advice and customer support. Sustained customer loyalty is promoted through informative newsletters and a lively online community. An added guarantee and favorable financing round off the proposal. Which extras can you offer additionally? How can you skillfully advice your customers? What other gadgets can be proposed?
    Therefore: The completed assortment should plan appropriate extras right from the start.

Even if this effort may seem very high, you should be aware that it is very difficult to develop marketing for something that yet cannot be explained in detail. The crux of the matter is when are you sufficiently prepared. In any case, there is a lot to be said against starting marketing early, with the first idea, or very late, when everything is finished. If people want to know more details, it’s probably not enough. If they’re waving off due to too much information, it’s probably too much.

Bottom line: The tendency of start-ups to develop their websites early on and to plan the corresponding marketing measures is clumsy, as a lot is still changing and must be adapted subsequently. The first step, in any case, is the preparation of the product and/or service: description of the application context, the deliverable, the design and the packaging as well as the extras. The crux of the right time is left over. The main thing is that you do not become active too early or too late.