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Der Dirigent gibt nicht nur den Takt vor

Die Berliner Philharmoniker bestehen aus über einhundertzwanzig Musikern, die von Sir Simon Rattle geführt werden. Verglichen mit Managern in der Wirtschaft ist das eine gewaltige Führungsspanne. Auch wenn man das Sinfonieorchester in 16 Instrumentengruppen mit den jeweiligen Konzertmeistern aufteilt, so führt der Dirigent immer noch jeden einzelnen Musiker durch die Proben und Konzerte. Spätestens, wenn wir an Igor Strawinsky denken, wird klar, dass der Dirigent mehr macht, als nur den Takt vorzugeben.

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Auch Führungskräfte sollten sich nicht nur auf den Takt beschränken. Die folgenden Aspekte spielen bei der Führung eine wichtige Rolle, unabhängig davon, welchen Führungsstil man ausübt.

  • Selbstmanagement
    Bevor Leadership beginnt, ist es die größte Aufgabe sich selbst zu steuern. Eine natürliche Befangenheit erschwert die neutrale Betrachtung der eigenen Befindlichkeiten und Handlungen. Erst die Beschäftigung mit den eigenen Rollen und den dazugehörigen Elementen, wie den Überzeugungen, den Fähigkeiten und den Handlungen, versetzen einen in die Lage Mitarbeiter zu fordern und zu fördern.
  • Konzeption
    Die Vorstellung, dass Führung eine von Inhalten losgelöste Aufgabe ist, passt nicht mehr in die heutige Zeit. Die Führungskraft muss sich auch um die Entwicklung von neuen Ansätzen kümmern. Die Stärke der Mitarbeiter wird bestimmt durch die Bedingungen, sowie den stimmigen Zielen und den klaren Beschreibungen der Aufgaben. Dafür ist es unerlässlich, dass die Führungskraft über eine mentale Karte der Inhalte des eigenen Fachgebiets verfügt.
  • Koordination
    Führung, die sich auf die Ausübung der gegebenen Macht reduziert, passt nicht mehr in die heutige Wirklichkeit des Geschäftslebens. Die eigentliche Steuerung von Organisationen erfolgt durch eine positive Harmonisierung der Interessen der Beteiligten. Neben den genutzten Mechanismen zur Koordination (z.B. Vereinbarungen, Ergebnisorientierung, Linking-Pin) entscheiden ein strukturiertes Changemanagement und ein schlankes System zur Steuerung (Governance) über Erfolg und Misserfolg der Initiativen. Koordination funktioniert am besten auf Augenhöhe.
  • Kommunikation
    Die Verbreitung und der wechselseitige Austausch von Informationen mithilfe des Nervensystems des Bereichs sind die Grundlage für ein lebensfähiges und flexibles Geschäft. Hier wird die wirkliche Kommunikationskultur erlebbar – wie schnell und präzise Informationen fließen und ausgeschöpft werden. Wissen, das Macht ist, gibt es in einer offenen Informationsgesellschaft nicht mehr, da die Mitarbeiter sich mehr Informationen beschaffen können, als ein Chef je zu seinem persönlichen Vorteil horten könnte.
  • Kooperation
    Maximale Wirkung erzielen die Führungskräfte durch die Gestaltung der internen und übergreifenden Zusammenarbeit. Sie wird vor allem dann ausschlaggebend, wenn der Einsatz von vielen Menschen benötigt wird, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Workshops sind der Rahmen, um integrierte Strategien und Geschäftsmodelle zu entwickeln sowie die Unternehmenskultur zu verbessern. Ohne die dafür erforderliche Infrastruktur (z.B. Sitzungsecken, Beamer, Whiteboards, Online-Foren, Videokonferenzen) fehlt der Arbeit der Brutraum.

Die weiteren Elemente der Führung, wie die Leistungsbeurteilung, die Mitarbeitergespräche, und die Stellenbeschreibung kommen noch hinzu. Die klassischen Führungsinstrumente geben den Takt vor. Wirksame Führung braucht jedoch mehr (s. o.).

Fazit: Die aktuelle Dynamik und Schnelllebigkeit erfordert mehr als den Einsatz der klassischen Instrumente der Führung. Das angemessene Selbstbewusstsein, gepaart mit einem Maß an konzeptioneller Vorstellungskraft, dem Einsatz der richtigen Mechanismen für die Koordination und eine vernünftige Offenheit in der Kommunikation bilden den perfekten Raum für das Geschäft. Entscheidend ist, dass der Dirigent nicht nur den Takt vorgibt.

Das zu fest gehaltene Ei bricht

Jedes Mal, wenn ich ein Ei nehme, achte ich darauf, dass es mir nicht aus der Hand rutscht und auf dem Boden zerbricht. Gleichzeitig vermeide ich einen zu starken Griff, damit ich es nicht zerbreche. Dabei ist mir bewusst, dass die Schale zwar stabil ist, aber der unachtsame Druck könnte es ja trotzdem knacken.
Stecken nicht alle Führungskräfte in einer ähnlichen Situation? Sie führen die MitarbeiterInnen und stellen sicher, dass sie sich an die Regelwerke halten, die sich aus den Gesetzen, Richtlinien des Unternehmens, Verträgen und sonstigen Absprachen ergeben. Die LeiterInnen müssen, wie beim Ei, die Balance schaffen, zwischen einer zu lockeren und einer zu straffen Führung. Fehlen Ergebnisse oder entziehen die MitarbeiterInnen ihren Respekt, dann verwirkt die Führungskraft ihre Autorität. Kontrolliert der Manager zu pedantisch, dann riskiert er das Commitment der Belegschaft und verliert mittelfristig MitarbeiterInnen durch Fluktuation. In jedem Fall besteht die Gefahr, die Grundlage für die Zusammenarbeit zu zerbrechen.

Eibroken

In der Vergangenheit konnten Führungskräfte in ihre Aufgaben hineinwachsen, in dem sie erfahrene Vorgesetzte begleiteten. Heute kann man nach dem Studium, ein paar Praktika und kurzer Berufspraxis bereits eine Führungsaufgabe übertragen bekommen. Dieser Trend wird verstärkt durch die Personalpolitik von großen Unternehmen, die sich immer mehr auf Assessments in künstlichen „Laborbedingungen“ verlassen. Wir erkennen diese Chefs an ihrem Arbeitsstil. Sie zeichnen sich aus durch Mikromanagement, der Übernahme von Funktionen in Projekten und einer dadurch zu kurz kommenden Führung.

Die folgenden Leitungsaufgaben sind entscheidend, um die Führungsrolle zu erfüllen.

  • Kommunikation
    Der regelmäßige Austausch von Gedanken, Meinungen und Tatsachen ist in Gruppen besonders wichtig und gleichzeitig sehr zeitintensiv. Je mehr MitarbeiterInnen direkt zugeordnet sind, desto mehr Zeit braucht der Austausch von Gedanken und desto weniger Zeit steht für jeden MitarbeiterInnen zur Verfügung. Es beansprucht Zeit für Gespräche unter vier Augen sowie für verschiedene Formen von Besprechungen (z.B. Kamingespräche, Coffeetalks, Stammtische). Zusätzlich zu persönlichen Gesprächen erhöht das Verständnis der MitarbeiterInnen die regelmäßige Veröffentlichung von wichtigen Themen in Form von E-Mails, Newslettern oder einer persönlichen Intranetseite.
  • Koordination
    Die sparsamste Variante der Koordination ist die Kommandokette mit ihrem Befehl und Gehorsam. Eigentlich ist den meisten klar, dass dieses Modell heute nicht mehr tragfähig ist. Wer möchte schon selbst derart geführt werden! Aus diesem Grund gibt es heute weitere Mechanismen zur Koordination, z.B. Vereinbarungen, Zielvorgaben oder den Linking-Pin. Dies erfordert natürlich mehr Zeit, als einfach einen Befehl auszugeben. Auf lange Sicht lernen die Beteiligten jedoch, selbstständig zu handeln. Der verbleibende Aufwand entsteht dann vor allem beim Austausch von Informationen.
  • Kooperation
    Auch Führungskräfte sind gezwungen mit anderen gemeinsam zu arbeiten. Zu diesem Zweck sollte eine Umgebung geschaffen werden, die die Zusammenarbeit erleichtert. Neben der erforderlichen Ausstattung mit Räumlichkeiten und Medien bieten Workshops einen Rahmen außerhalb des Alltags. Dort werden die Richtung des Bereichs und Geschäftsmodelle sowie die Kultur abgestimmt.

In allen Fällen gilt es, die richtige Balance zwischen Fordern und Fördern zu finden. Es geht nicht darum keinen Druck ausüben zu können, sondern mit der richtigen Leitung Ergebnisse zu erzeugen UND die Akzeptanz, die Motivation und das Commitment der MitarbeiterInnen zu erhalten.

Fazit: Führung ist eine kritische Aufgabe, da sie einen großen Einfluss auf das wirtschaftliche Wohl des Unternehmens hat. Sie ist ein wichtiger Beitrag, um die Teams auf Kurs zu halten und ihnen ausreichend Halt zu bieten. Genau wie das zu locker oder zu fest gehaltene Ei zerbricht, so steht und fällt die Leistungsfähigkeit eines Teams durch zu viel oder zu wenig Führung.

Siehe auch: Raus aus der Haftung