Schlagwort-Archive: Tipping Point

Die Herausforderungen einer Plattform

Plattformen erlauben heute ganz neue Geschäftsmodelle. Während früher ein Gewerbe die erforderliche Infrastruktur selbst schaffen musste, so kann man heute Anlagen und Organisationen nutzen, um seine Geschäftsidee umzusetzen.

  • Autoren nutzen Services wie Print on demand, um ihre Bücher ganz ohne Verlag zu publizieren.
  • Freelancer finden über entsprechende Online-Plattformen ihre Aufträge.
  • Kleinunternehmer können Telefonservices mieten, die es den Kunden ermöglichen das Kleinunternehmen zu erreichen oder Termine abzustimmen.
  • Reparatur-Treffs oder Repair Cafés nutzen Plattformen, wie das Netzwerk Reparatur-Initiativen, um die Nutzer zu erreichen.

Fab-Labs kann man bereits temporär benutzen, um sein eigenes Produkt herzustellen (ohne die entsprechenden Produktionsanlagen aufbauen zu müssen). Die Einsatzmöglichkeiten sind grenzenlos. Was sind die Herausforderungen für solche Plattformen?

Eine Plattform verhält sich wie ein natürlicher Organismus, der in seiner Umgebung kontinuierlich ums Überleben kämpft. Hierfür sollten die folgenden Herausforderungen gemeistert werden.

  • Netzwerkeffekte auszuschöpfen
    Durch das Internet steht latent jede(r) mit jede(m)r in Kontakt. Dies erlaubt es, Netzwerkeffekte auszunutzen. So steht allen Protagonisten der Plattform eine Unmenge an Wissen zur Verfügung: Publikationen, Veranstaltungen, Kontakte und Marktinformationen. Das reicht hin bis zu einer breitflächigen Ermittlung von Einsichten der Vielen über Foren und virtuelle Veranstaltungen. Um die volle Wirkung der Netzwerkeffekte erzielen zu können, ist es wichtig, dass nicht nur einseitige Angebote zu finden sind, sondern auch komplementäre Sortimente, die zusätzliche Ansätze verfolgen. Je interessanter und vielfältiger die Plattform aufgestellt ist, desto mehr Anbieter und Klienten werden angezogen und lösen die Netzwerkeffekte aus.
  • Protagonisten aktivieren
    Die Einstiegshürde einer Plattform sollte so niedrig wie möglich sein. Dies wird erreicht durch eine kostenfreie Mitgliedschaft, die es beispielsweise im ersten Monat ermöglicht das komplette Angebot kostenfrei kennenzulernen. Damit die Protagonisten sich einbringen, sollten Beiträge durch Bonusse und andere Anreize belohnt werden. Regelmäßig wechselnde Wettbewerbe und Sonderangebote holen die interessierten Nutzer immer wieder auf die Plattform. Sobald ein Protagonist zwischen Anderen vermittelt, kann dies durch monetäre oder sachliche Vorteile honoriert werden.
  • Wahlmöglichkeiten bieten
    Sobald die Anwender die Plattform verstehen, ist eine möglichst große Vielfalt vorteilhaft: nicht nur Übernachtungsmöglichkeiten in Berlin, sondern auf der ganzen Welt. Interessant wird die Plattform darüber hinaus durch Ansprechpartner in den verschiedenen Bereichen, da dadurch die technischen Webseiten persönlicher werden. Die Gliederung der Plattform ist dabei ein Kollateralbenefit, da sie einen indirekten Einfluss auf die Bildung von mentalen Modellen bei den Anwendern fördert. Durch entsprechende Suchmaschinen, Glossare und Wikis erhalten die Anwender fachlich fokussierte Informationen, die sie immer wieder auf die Plattform ziehen.
  • Tipping-Point meistern
    Die ersten Anwender einer Plattform finden nur wenige andere Nutzer und vor allem wenige Angebote. Erst mit der Zeit füllt sich die Plattform und entwickelt dann ein Eigenleben. Der Punkt, ab dem sich die Anzahl der Nutzer exponentiell entwickelt, ist der Tipping-Point. Facebook hatte diesen Punkt nach drei Jahren erreicht. Bis dahin ist von allen Beteiligten viel Einsatz erforderlich, damit die Plattform nicht in sich zusammenfällt, bevor eine fruchtbare Anzahl an Usern erreicht wird. Um dies zu vermeiden, tuen Plattformanbieter alles, um Interessenten mit möglichst geringen Hürden für den Einstieg in die Plattform anzuziehen: freie Mitgliedschaft, großer Nutzen bei wenig Kosten, und einen interessanten Startumfang der Inhalte durch die Zusammenarbeit mit Inhaltsanbietern.
  • Kontinuierlich weiterentwickeln
    Die Anstrengungen zum Ausbau der Plattform müssen von allen drei Protagonisten erbracht werden. Die Anbieter sollten kontinuierlich ihre bestehenden Angebote und ihre Angebotspalette erweitern. Die Nutzer tragen durch ihre Forenbeiträge und Bereitstellung von Inhalten zur Attraktivität der Seite bei. Die Betreiber sind dafür zuständig, die Plattform mit weiteren Funktionalitäten und der Verlinkung der bestehenden Inhalte kontinuierlich auszubauen. Je dynamischer sich die Plattform entwickelt und dabei wächst, desto mehr neue Protagonisten werden angezogen.

Fazit: Plattformen erzielen nicht automatisch die gewünschte Wirkung. Die Herausforderungen, denen sich die Plattformanbieter stellen müssen, sind es die Netzwerkeffekte auszuschöpfen, die Protagonisten zu aktivieren, unterschiedlichste Wahlmöglichkeiten zu bieten, den Tipping-Point zu meistern und schließlich die Plattform kontinuierlich weiterzuentwickeln. Nur proaktive Lenkung erhöht die Wahrscheinlichkeit den Tipping-Point und die anderen Herausforderungen zu bewältigen.

The challenges of a platform

Platforms allow nowadays new business models. While in the past a business had to build the necessary infrastructure itself, today it is possible to use facilities and organizations to implement the own business idea.

  • Authors use services such as Print on Demand to publish their books without a publisher.
  • Freelancers find their orders through appropriate online platforms.
  • Small business owners can rent phone services that allow customers to access the small company or schedule appointments.
  • Repair meetings or repair cafés use platforms, as The Restart Project, to reach the users.

You can already use a Fab Lab, in order to produce the own product (without the need of creating the appropriate production facilities). The potential applications are limitless. What are the challenges for such platforms?

A platform behaves like a natural organism, which is constantly fighting for survival in its environment. For this purpose, the following challenges should be mastered.

  • Exploiting network effects
    Everyone is in contact with everyone through the internet. This allows exploiting network effects. That way all protagonists of the platform have a wealth of knowledge at their disposal: publications, events, contacts and market information. That reaches as far as to a broad-based investigation of the wisdom of the crowd via forums and virtual events. In order to get the full impact of the network effects, it is important that not only biased offers can be found, but also complementary product ranges, which pursue additional approaches. The more interesting and diverse the platform is prepared, the more providers and customers are attracted and trigger the network effects.
  • Activating protagonists
    The entry threshold of a platform should be as low as possible. This can be achieved with a free membership that, for example, allows getting to know the entire offer in the first month for free. In order to involve the protagonists, contributions should be rewarded with bonuses and other incentives. Regularly changing competitions and special offers pull interested users again and again into the platform. Once a protagonist mediates between different people, this can be rewarded by monetary or other benefits.
  • Offering choices
    As soon as the users understand the platform, the widest possible variety is an advantage: not just accommodations in Berlin, but all over the world. In addition, the platform becomes interesting through contact people in the various areas, as it makes the technical websites more personal. The structure of the platform is a collateral benefit, since it promotes an indirect influence on the creation of mental models among the users. Appropriate search engines, glossaries and wikis offer users professionally focused information that pulls them constantly onto the platform.
  • Mastering the Tipping Point
    The first platform users find only few other users and above all just a few offers. Over time the platform gets filled and then develops a life of its own. The point, at which the numbers of users exponentially grow, is the tipping point. Facebook had reached this point after three years. Until then, a lot of effort is needed from all people concerned, so that the platform does not collapse before it reaches fruitful user numbers. In order to avoid this, platform providers do everything they can to attract interested parties with as little hurdles as possible to enter the platform: free membership, great value at low cost, and an interesting start-up of content through the cooperation with content providers.
  • Developing continuously
    The efforts to expand the platform must be made by all three protagonists. The providers should continuously expand their existing offers and product range. Users contribute to the page’s attractiveness with their forum posts and content provision. The operators are in charge to continuously enhance the platform with additional functionality and the linking of existing contents. The more dynamic the platform evolves and grows, the more new protagonists are attracted.

Bottom line: Platforms do not automatically achieve the desired effect. The platform providers face the challenges of exploiting the network effects, activating the protagonists, offering a wide variety of choices, mastering the tipping point, and eventually enhancing the platform continuously. Only the proactive management increases the likelihood of coping with the tipping point and the other challenges.