Das Schiff – die ideale Metapher für den Geltungsbereich

Je größer ein Schiff ist, desto größer ist die Besatzung. Dies umfasst den einfachsten Matrosen bis hin zum Kapitän, und zwar immer nur einen Skipper. An Bord finden sich vielfältige Bereiche, die vor allem einem Zweck dienen – das Schiff in Betrieb zu halten, z.B. Ingenieure, Navigatoren, Techniker, Betriebsmeister, Mechaniker, Köche, Quartiermeister. Einerseits ist ein Schiff unentwegt außerhalb von Landesgrenzen unterwegs, aber andererseits hat es klare Grenzen – den Schiffskörper. Dies macht das Schiff zu einer idealen Metapher für den Geltungsbereich.

Die folgenden Elemente sind erforderlich zur Festlegung des Geltungsbereichs.

  • Externe Grenzen
    Der Ausgangspunkt für die Festlegung des grundsätzlichen Geltungsbereichs ist die externe Grenze. Innerhalb finden sich alle betroffenen Bestandteile – die Menschen und die Dinge sowie die Konzepte, die Vorgehen und die dazugehörigen Regeln. Der Überblick über diese Elemente ist die Basis, um wirkungsvoll kontrollieren und steuern zu können. Außerhalb finden sich unendlich viele, andere Einheiten, die zu kleineren oder größeren Einheiten zusammengefasst sind. Auf dem Schiff unterliegen alle schlussendlich der Autorität des Kapitäns, der die absolute Verfügungsgewalt an Bord hat. Aus diesem Grund verlässt der Kapitän sein Schiff als Letzter. Im Geschäftsleben gibt es viele Geltungsbereiche (z.B. Abteilungen, Projekte, Joint Ventures, Handelszonen), die sich, mit eher verschwommenen Grenzen zwischen innen und außen, oft überlappen. Dadurch ist es erforderlich, die Grenzen der Geltungsbereiche klar zu beschreiben. Mit dem Schiff als Metapher hat man ein gutes Beispiel, um die Reichweite von Verantwortung zu verdeutlichen.
  • Interne Grenzen
    Innerhalb der äußeren Grenzen finden sich weitere abgesteckte Bereiche. Diese inneren Grenzen werden wie externe behandelt. Der jeweilige Chef regiert innerhalb seines Bereichs genauso, wie der übergeordnete Boss. Diese Verschachtelung von Bereichen führt zu den üblichen, hierarchischen Strukturen eines Unternehmens. Der Kapitän verringert durch die Aufteilung in Verantwortungsbereiche seine Führungsspanne und damit die Komplexität seiner direkt unterstellten Mitarbeiter.
    Im Geschäftsleben hat man in den letzten Jahren versucht, die Führungsspanne zugunsten einer flachen Hierarchie zu erhöhen. Die Gliederung folgt den angebotenen Produkten/Services, den Abläufen, den geografischen Gegebenheiten und anderen Kriterien.
  • Entscheidungsebenen
    Die Ebenen, auf denen Entscheidungen getroffen werden, ergeben sich aus dem Bedürfnis des Unternehmens nach Steuerung. Das Zusammenspiel der internen und externen Grenzen legt dabei die Reichweite von Entscheidungen fest. Auf einem Schiff gibt der Kapitän die Befehle an seine Offiziere, die sie wiederum an die Ausführenden weitergeben. Die Ebenen der Entscheidung bestimmen den Geltungsbereich.
    Im Unternehmen sind die Grenzen der Gültigkeit von Anweisungen nicht wirklich trennscharf festlegbar. Bereiche, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln für Entscheidungen zuständig sind, erteilen oft widersprüchliche Anweisungen. Ein gutes Beispiel ist die Verantwortung für die geschäftlichen Abläufe. Hier haben die Prozesseigner, der Herstellungsbereich, der Organisationsbereich, die Qualitätssicherung, das Controlling, die Personalabteilung usw. ihre Ziele, die oft im Wettbewerb stehen. Der Prozess soll sich auf die Befriedigung der Wünsche des Kunden beschränken, die Produktion senkt jedoch die Kosten der Herstellung; der Organisationsbereich schafft funktionale Stellen; die Qualitätssicherung strebt das beste Produkt an; das Controlling möchte so viele Messpunkte, wie möglich; die Personalabteilung entscheidet die Schulungsmaßnahmen aus übergreifender Sicht. Dies führt zu unterschiedlichen Kenngrößen, deren Erfüllung die anderen unterminiert. Mehrdeutige Zuständigkeiten führen zu einer Aufweichung der unterschiedlichen Vorgaben.
  • Interdependenz
    Zwar könnte man die einzelnen Zuständigkeitsbereiche klar voneinander trennen. Aber die Abhängigkeit voneinander zwingt zu einer Bündelung innerhalb eines Bereichs und der Festlegung der inneren Grenzen. Auf einem Schiff können die einzelnen Bereiche sich nur mit viel Aufwand außerhalb der externen Grenzen bewegen (beispielsweise das Beiboot). Es ist jedoch nicht praktikabel, als Koch auf einem eigenen Boot unterwegs zu sein und nur zum Kochen an Bord zu kommen. Aus diesem Grund sind die Kombüse und ihre Belegschaft Bestandteil des Schiffs.
    Im Unternehmen ist das Auslagern von Bereichen schon lange zu einer kurzsichtigen Praxis geworden. Im Interesse der Verringerung der Mitarbeiteranzahl werden immer wieder einzelne Bereiche nach außen verlegt. Das Zusammenspiel erfolgt danach wie mit anderen externen Zulieferern. So werden gut abgrenzbare Einheiten gerne nach außen verlagert – z.B. der Werkschutz, die Kantine, die Gebäudereinigung sowie spezialisierte Tätigkeiten, wie die IT-Entwicklung, die Komponentenfertigung oder die manuelle Datenerfassung. Häufig vergessen die Entscheider, dass dadurch künstliche Lecks geschaffen werden, durch die Wissen das Unternehmen verlässt – mit allen Nachteilen im Wettbewerb.

Fazit: Die klare Festlegung der externen und internen Grenzen sowie der Ebenen der Entscheidungen und der Interdependenz sind wichtige Voraussetzungen für wirksame Geltungsbereiche. Ohne diese klar begrenzten Einflusszonen ergeben sich überlappende Zuständigkeiten, mehrdeutige Machtverhältnisse und am Ende ein schwer zu steuerndes Ganzes. Ein Boot versinnbildlicht diese Aspekte. Damit ist das Schiff die ideale Metapher für einen Geltungsbereich.