Die stumpfe Axt – die ideale Metapher für einen Mangel

Mängel entstehen durch Fehler, Verschleiß und Abnutzung, Unfälle oder Veränderungen im Umfeld. In der Folge funktionieren die Dinge und Abläufe nur noch unzureichend. Ein praktisches Beispiel ist die Axt, die mit der Zeit abstumpft oder von vorneherein nicht scharf war. Es gibt immer noch Leute, die die Geschichte von der Axt nicht kennen.

An einem sonnigen Morgen spaziert eine Frau mit ihrem Mann durch den nahen Wald. Nach wenigen Minuten treffen die beiden auf eine Gruppe von Holzfällern, die frühstücken. Die Holzfäller arbeiten seit zwei Stunden und haben bereits zehn Bäume gefällt. Bis mittags sollten sie fertig sein. Nach einer Stunde begegnen sie einer weiteren Gruppe von Holzfällern, die intensiv ihre Äxte schwingen. Aber am Boden liegen nur zwei Bäume. Mit Kennerblick bemerken sie, dass die Holzfäller wohl gerade erst angefangen haben. Einer der Holzarbeiter erwidert jedoch mürrisch, dass sie seit Stunden arbeiten. Als das Paar erstaunt fragt, warum sie erst so wenig Bäume gefällt haben, unterbricht ein weiterer Holzarbeiter das Hacken und mault, dass ihre Äxte zu stumpf sind. Auf die Frage, warum sie die Äxte nicht schärfen, zuckt er mit den Schultern:
„Da wir sowieso länger brauchen, haben wir auch keine Zeit, um die Äxte zu schleifen.“

Äxte müssten nur hin und wieder geschliffen werden, um ihren Zweck zuverlässig zu erfüllen.

Es lohnt sich darüber nachzudenken, wie man die gewünschte Funktionalität ausschöpft.

  • Ignorieren
    Denkt man einen Moment über die Geschichte nach, so erscheint das Vorgehen der Holzfäller ignorant. Das Schleifen der Äxte würde nur einen Bruchteil der Zeit ausmachen, die aufgewendet werden muss, um mit der stumpfen Axt weiter zu hacken.
  • Schleifen
    Die Lösung ist für jeden nachvollziehbar das Schleifen der Äxte, auch wenn dies eine Unterbrechung der Arbeit für das Schärfen bzw. das vorausschauende Vorbereiten der Äxte am Morgen bedeutet.
  • Intern schleifen
    Eigentlich müssten noch nicht einmal die Holzfäller selbst schleifen. Der aufmerksame Chef sollte den Unterschied zwischen einer scharfen und einer stumpfen Axt kennen. Die Bereitstellung eines Spezialisten für das Scharfhalten der Äxte rechnet sich für ihn schnell.
  • Extern schleifen
    Da heute viele nur noch das arbeitende Personal für produktiv halten, entwickeln sie einen Widerstand gegen interne Spezialisten, die aus ihrer Sicht nur mittelbar am Erfolg beteiligt sind. Dieser Stil von Führungskraft optimiert das Schleifen, in dem er es von Zeit zu Zeit, so spät wie möglich bei Externen durchführen lässt.
  • Neue Axt kaufen
    Dann gibt es noch die Entscheider, die schon zu Beginn bei den Werkzeugen sparen. Sie kaufen billiges Equipment, und sobald es nicht mehr zu gebrauchen ist, kaufen sie neues. Am Ende reduziert dieser Ansatz von Anfang an die Leistung und gefährdet zusätzlich durch minderwertige Gerätschaften die Sicherheit. Oder glaubt jemand, dass eine billige Axt auch nur einen Tag lang scharf bleibt?
  • Kettensägen
    Technikbegeisterte schütteln den Kopf. Wer fällt denn heutzutage noch Bäume mit einer Axt? Kettensägen in allen Größen und moderne Fahrzeuge, die den Baum in einem Schritt zersägen und entasten, stellen heute produktive Alternativen bereit – bis auch diese stumpf sind.
  • Fremdvergabe
    Und überhaupt. Wer hackt denn noch selbst? Heute konzentriert man sich eher auf seinen Kernprozess und überlässt das Arbeiten Anderen. Die Produktionssteigerung erfolgt dann über den Einkauf, der die Preise immer weiter drückt. Am Ende stehen Unqualifizierte mit stumpfen Äxten an Bäumen und trommeln dagegen, bis ein Baum so nett ist und umfällt.

Fazit: Solange die Papier-, Möbel-, Bau- und Transportindustrie Bäume als Rohmaterial brauchen, werden scharfe Äxte benötigt. Und solange Geschäfte funktionierende Werkzeuge, Entwürfe, Vorgehen und Leistungen brauchen, sollten alle Arten von Beeinträchtigungen genauso verbessert werden wie die stumpfe Schneide der Axt. Das macht sie zur idealen Metapher für einen Mangel.