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Klarer durch skalierten Quantensprung

Veränderungen finden in jeder Form und Größenordnung statt. Ändert sich die Weltsicht von einer flachen Scheibe hin zu einer Kugel, vom Kreationismus zur Evolution oder von der Verifizierung zur Falsifikation, so spricht man von einem Paradigmenwechsel. Fortschritt zeigt sich beispielsweise an der Ablösung des Super-8-Films durch die Videokassette, die wiederum durch die heutige digitale Aufnahmetechnik obsolet geworden ist. Schnell sprechen viele von einem Quantensprung, d.h. von einem echten Unterschied. Das Wirkungsquantum ist jedoch unvorstellbar klein! Verglichen mit Wirkungen unserer Alltagswelt beträgt es nur 1/10000000000000000000000000000000000 oder 10-34 Wirkungseinheiten. Wenn die Natur echte Sprünge macht, dann sind das in der Wirklichkeit nur ganz kleine Unterschiede. Es gibt bis heute keine Erklärung dafür (und es wird sie vielleicht nie geben). Die Veränderungen, die wir wahrnehmen bestehen am Ende aus einer unvorstellbar großen Anzahl von unsichtbaren Anpassungen, die in Summe unsere wahrnehmbaren Änderungen ausmachen.

Aus diesem Grund sollte man die Darstellung durch eine vergröberte Skalierung vereinfachen, damit die Veränderungen klar werden. Zum Beispiel bei den folgenden Aspekten:

  • Objekt der Veränderung
    Materielle und geistige Objekte können sich verändern. Im Allgemeinen bestehen materielle Objekte aus irgendeinem Stoff. Diese stofflichen Dinge lassen sich messen (z.B. Masse, Länge/Breite/Tiefe, Temperatur) und verfügen über eine Form. Sie sind gigantisch groß oder unglaublich klein. Für unsere Wahrnehmung ist dabei nur der Teil erkennbar, den wir direkt erfassen können.
    Im Gegensatz dazu finden sich geistige Dinge im Kopf von Menschen bzw. in Artefakten (d.h. von Menschen hergestellten Objekten, wie Bücher, CDs oder Gebrauchsgegenständen). Die Ideen, die dahinter stecken, werden von den Sendern mitgeteilt (z.B. durch Worte, Bilder, Klänge), aber die Empfänger bilden daraus ihr eigenes Verständnis. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass diese geistigen Dinge nicht messbar sind – abgesehen von ihren physischen „Speichermedien“ (z.B. 258 Buchseiten, 1 MB an Daten, 1 Stunde Musik). Veränderungen lassen sich leichter bei materiellen, als bei geistigen Objekten aufzeigen. Da die eigentliche Veränderung mit unseren Sinnen nicht immer wahrgenommen werden kann, braucht es eine nachvollziehbare Einteilung der Objekte, um die Veränderungen zu verdeutlichen – z.B. die Biosystematik (Reich, Stamm, Klasse, Ordnung, Familie, Gattung, Spezies).
  • Ablauf der Veränderung
    Veränderungen finden in grob definierten Schritten (diskret), in sehr vielen kleinen Schritten (quasistetig) oder fließend (stetig) statt. Schrittweise Abstufungen nennt man auch digital und fließende analog. Aufgrund der klaren Gruppierung lassen sich diskrete Veränderungen leichter beschreiben. Bei stetigen Verläufen müssen künstlich Stufen gebildet werden, um die Veränderung aufzuzeigen. Veränderungen werden immer feiner, je mehr sie fließend stattfinden. Die klare Festlegung des Betrachtungszeitraums bestimmt darüber, ob Veränderungen überhaupt bemerkbar bzw. wesentlich sind – z.B. das betriebliche Controlling misst quartalsweise und jährlich, anstelle von stündlich.
  • Ausmaß der Veränderung
    Die Größe der Veränderung bestimmt, wie stark etwas divergiert. Abhängig von dem Objekt und dem Ablauf werden Veränderungen als Verbesserung oder Revolution empfunden. Dehnt sich das Weltall um einige Lichtjahre aus, so ist das nichts im Vergleich zu seinen 78 Mrd. Lichtjahren. Wird eine Holztür großen Temperaturveränderungen ausgesetzt, so kann sie sich einen Millimeter ausdehnen und nicht mehr in den Türrahmen passen. Veränderungen hängen immer vom Gesamtzusammenhang ab. Er sollte so beschrieben werden, dass eine sinnvolle Aussage bezüglich der Veränderungen möglich ist – z.B. wirtschaftliche Veränderungen sind verständlicher pro Einwohner, anstelle pro Land.
  • Dauer der Veränderung
    Der Homo sapiens hat sich in den letzten 200.000 Jahren unwesentlich verändert. Anhand von Funden kann man feststellen, dass das Gehirn, der Körperbau, die körperlichen Fähigkeiten sich sehr ähnlich sind. Daneben fand seit 5000 Jahren eine große, kulturelle Weiterentwicklung statt. In den letzten zwanzig Jahren hat das Internet das Leben der meisten Menschen dramatisch verändert – obwohl wir immer noch die Steinzeitmenschen von vor Tausenden von Jahren sind. Wir sprechen dabei gerne von Entwicklung, Wandel oder Paradigmenwechsel. Veränderungen hängen immer von dem Betrachtungszeitraum ab. Die berücksichtigte Dauer sollte in einem zweckmäßigen Verhältnis zur Veränderung stehen – z.B. Auswirkungen der Strategie lassen sich nicht im Folgemonat ablesen.
  • Ort der Veränderung
    Der Kontext beschreibt den Ort der Veränderung. Dabei geht es einerseits um tatsächliche Ortswechsel, von A nach B. Aber andererseits auch um Veränderungen im bestehenden Kontext des Objekts. Bringt man ein unverändertes Objekt in eine neue Umgebung, so kann das Auswirkungen auf das Objekt haben – beispielsweise, wenn ein Computer am Südpol, bei minus 60 Grad zum Einsatz kommt. Bleibt der Computer in hiesigen Gefilden und sein lokaler Kontext ändert sich, z.B. wenn der Strom ausfällt, dann hat dies ebenfalls gravierende Auswirkungen. Veränderungen ergeben sich aus dem Kontext. Das Umfeld sollte soweit beschrieben sein, damit die Veränderung richtig eingeordnet werden kann – z.B. eine erhöhte Milchproduktion von 50 Litern pro Tag bedeutet etwas anderes bei einem kleinen Bauernhof als bei einer großen Massentierhaltung.

Fazit: Die eigentliche Veränderung, der Quantensprung, findet häufig außerhalb unserer Wahrnehmung statt. Aus diesem Grund sollte man die Rahmenbedingungen der Veränderung festlegen. Dazu gehören die Objekte, der Ablauf, das Ausmaß, die Dauer und der Ort der Veränderung. Durch entsprechende Skalierung werden auf dieser Grundlage die Veränderungen verständlicher, vergleichbarer und leichter einzuordnen.