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Weggabelung – die ideale Metapher für eine Entscheidung

Wenn die Arbeitswelt sich neu sortiert, scheinen die Rahmenbedingungen sich grundsätzlich zu ändern. Dabei leben Start-ups schon immer von dem grenzenlosen Engagement der Mitarbeiter, das auf der Hoffnung beruht, an etwas ganz Großem beteiligt zu sein, das sich auch irgendwann auszahlt. Dann kommt der Moment, der beispielsweise Ronald Wayne rückblickend fast 100 Milliarden US Dollar (Stand: Mai 2018) gekostet hat. Als einer der drei Applegründer verkaufte er aus Angst vor Haftungsverpflichtungen seinen 10%igen Anteil kurz nach der Gründung im April 1976 für 800 Dollar. Rückblickend nicht unbedingt die beste Entscheidung. Es verdeutlicht jedoch die Konsequenz einer echten Entscheidung, vor der auch heute viele Mitarbeiter in den jungen Unternehmen mit Virtual Stock Options stehen – der Spatz in der Hand oder die Taube auf dem Dach. Manchmal muss man sich eine aus mehreren Möglichkeiten aussuchen – mit allen dazugehörigen Konsequenzen.

An einer Weggabelung lassen sich einige Schwierigkeiten aufzeigen.

  • Alternativen erzwingen einen Entschluss
    Im einfachsten Fall wählt man aus zwei Möglichkeiten. Der eine Weg führt nach links und der andere nach rechts. Das Unangenehme ist der Verzicht auf die Möglichkeit, gegen die man sich entscheidet. Dabei gibt es weitere denkbare Lösungen – nicht links oder rechts, sondern abseits der Wege querfeldein. Sobald einem dies bewusst wird, stehen unendlich viele weitere Möglichkeiten zur Auswahl. In jedem Fall muss man sich jedoch für eine entscheiden.
  • Die Vorausschau ist ein wichtiger Faktor
    Die Wahl des Weges wird erleichtert, wenn man an einem klaren Sommertag den weiteren Weg gut überschauen kann. Man sieht zwar selten den ganzen Weg bis zum Ende, aber zumindest die nächsten Meter sind klar. Die Wahrscheinlichkeit, dass man überraschend verunglückt, geht gegen null. Anders, wenn dichter Nebel herrscht. Man sieht kaum seine Hand vor den Augen, geschweige denn den Weg oder wo er hinführt. Jetzt birgt die Entscheidung ein wesentlich höheres Risiko, das der Weg bereits nach wenigen Metern an einer unüberwindlichen Hürde endet. Unglücklicherweise ist eine normale Entscheidungssituation eher wie dichter Nebel. Die Zukünfte, die man sich vorstellt, sind immer nur Annahmen, da die benötigten Fakten sich noch nicht zu einem zuverlässigen Bild der Zukunft verdichtet haben. Trotzdem muss man sich entscheiden – und sei es, dass man erstarrt.
  • Die Gemütslage beeinflusst unterbewusst
    Steht man beim Sonntagsspaziergang vor der Weggabelung, dann trifft man entspannt seine Entscheidung und ärgert sich auch nicht, wenn man den längeren oder anstrengenderen Weg gewählt hat. Im schlimmsten Fall geht man zur Weggabelung zurück und nimmt den anderen Weg. Ganz anders, wenn man sich auf der Flucht befindet. Der Druck steigt, weil man gehetzt wird. Jetzt kann eine Weggabelung kriegsentscheidend sein, da man den Weg nicht mehr zurückgehen kann – sei es, weil die Zeit fehlt oder weil sich zwischenzeitlich Tatsachen ergeben haben, die irreparabel sind. Im eigenen Interesse empfiehlt es sich den Druck aus einer Entscheidungssituation zu nehmen, um die bestmöglichste Wahl zu treffen.
  • Die Entscheidungsgewalt macht es auch nicht leichter
    Solange man über die volle Entscheidungsgewalt verfügt, kann man eigentlich so entscheiden, wie man es für am Besten hält. Und trotzdem ist es meistens schwer die Wahl zu treffen – vor allem, wenn zwei attraktive Alternativen zur Verfügung stehen. Es überrascht nicht, dass im Falle einer Fehlentscheidung Einzelne die Hintertür der Externalisierung nutzen – die Umstände oder Andere sind dann schuld an der eigenen Entscheidung. Richtig schwierig wird es, wenn die Anderen tatsächlich beteiligt sind. In diesem Fall müssen die Interessen von allen Entscheidern unter einen Hut gebracht werden. Unbemerkt bleiben dabei oft deren tatsächliche Erwartungen – was getan werden soll; was herauskommen soll; was die Folgen sein sollen. Am besten legen alle ihre Karten offen auf den Tisch und entscheiden dann unter Berücksichtigung aller Fakten.

Fazit: Wir reden hier bestimmt nicht von so teuren Entscheidungen, wie sie Ron Wayne getroffen hat. Wobei? – Wer weiß das schon. Wichtig ist es, zu verstehen, dass Entscheidungen wie die Gabelungen eines Weges funktionieren – man kann nicht beide Wege gleichzeitig gehen. Und dann bleiben auch noch die unzähligen Alternativen den Weg zu verlassen. Die jeweilige Entscheidung hängt wesentlich von der Vorausschau, von der Gemütslage und der Entscheidungsgewalt ab. In jedem Fall sollte man entscheiden und mit der Wahl zufrieden sein, so wie Ron Wayne, der im Nachhinein sagte „Ich wäre reich, aber ich wäre der reichste Mann auf dem Friedhof.“ Anhand der Aspekte einer Entscheidungen ist hoffentlich sichtbar geworden, dass die Weggabelung eine ideale Metapher für eine Entscheidung ist.