Archiv der Kategorie: Kommunikation

Kommunikation besteht aus Wahrnehmung, Denkmodellen und Kommunikationsverhalten.

Ein zusätzliches Puzzlestück zum besseren Verständnis

Der Weg bis zur fertigen Präsentation beginnt nicht bei der Vereinbarung des Termins oder bei der Ausarbeitung eines Themas oder bei der Erstellung der Unterlagen. Der Anfang liegt verborgen in einer Zeit, als sich das Interesse für ein Sachgebiet entwickelte. Am Ende findet der Vortrag vor einem interessierten Publikum statt. Die Inhalte sind auf den Anlass zugeschnitten, ausformuliert, visualisiert und mit einem Spannungsbogen versehen. Während eines Vortrags unterstreicht die Körperhaltung, die Mimik und die Gestik sowie der Tonfall das Verhältnis der Redner zu ihrer Präsentation. Und zwischen den Zeilen finden sich themenunabhängig die Absichten des Vortragenden – ein zusätzliches Puzzlestück zum besseren Verständnis.

Auch wenn dieser Teil eines Vortrags häufig von der Show und den Inhalten überdeckt wird, nimmt das Publikum diese Aspekte unbewusst wahr. Vortragende sollten sich im Vorhinein bewusst machen, was sie beabsichtigen, um ihre Sachverhalte entsprechend zu verpacken. Dem Publikum bietet sich durch die bewusste Beobachtung dieses Zwischenraums mehr Klarheit bezüglich der Absichten des Vortrags. Dank John Searle gibt es fünf generalisierte Sprechakte, die die Erwartungen des Sprechers preisgeben.

  • Feststellung – Sagen, wie es ist
    Eine Beschreibung von Sachverhalten dient vor allem dazu, das Publikum zu informieren. Hierfür werden Aussagen formuliert, die aus Zahlen, Daten und Fakten, Erklärungen und Schlussfolgerungen sowie Argumenten für oder gegen eine Sichtweise bestehen. Der Blick geht zurück in die Vergangenheit oder beschreibt eine aktuelle Situation oder prophezeit zukünftige Entwicklungen. Sie können Aussagen bestätigen, richtigstellen oder dementieren.
    Sagen, wie es ist, vermittelt dem Publikum Gegebenheiten aus Sicht des Sprechers.
    Beispiele: argumentieren, behaupten, berichten, dementieren, einräumen, feststellen, informieren, mitteilen, richtigstellen, schlussfolgern, vorhersagen, widerlegen
  • Aufforderung – Sagen, was zu tun ist
    Präsentationen können genutzt werden, um das Publikum anzuregen, aktiv zu werden. Hierfür steht eine breite Palette an (un)mittelbaren Impulsen bereit. Sie reichen von der Anspielung, über die Empfehlung und Bitte bis hin zum Befehl. Zurückhaltende Redner werden dezente Andeutungen machen. Ein Rat bietet sinnvolle Lösungen, die jemand nur noch aufnehmen und umsetzen muss. Um seinen Wunsch klarer zu machen, kann an die Einsicht der Zuhörer appelliert oder sogar um Unterstützung gefleht werden. Die nächste Steigerung besteht aus dem eindeutigen Delegieren oder Beauftragen von bestimmten Personen.
    Sagen, was zu tun ist, zeigt auf, welche Aufgaben erledigt werden sollen.
    Beispiele: anweisen, auffordern, aufrufen, befehlen, beraten, bitten, drohen, einladen, erlauben, ersuchen, flehen, fordern, fragen, mahnen, nahelegen, überreden, verbieten, verordnen
  • Commitment – Sagen, was man tut
    Einen starken Antrieb vermitteln Botschaften, die zeigen, was man selbst gewillt ist anzugehen. Diese Selbstverpflichtungen werden in der Folge vom Publikum beobachtet, um die Glaubwürdigkeit des Vortragenden an seinen zukünftigen Handlungen zu messen. Bei den Versprechungen kann es sich um Zusicherungen oder um Drohungen handeln.
    Sagen, was man tut, und sich daran halten, ist ein starkes Werkzeug zur Steuerung von großen Gruppen.
    Beispiele: anbieten, ankündigen, garantieren, geloben, schwören, offerieren, sich verpflichten, vereinbaren, wetten, versichern, versprechen, zusagen, zusichern
  • Psychischer Zustand – Sagen, wie es einem geht
    Der Ausdruck der eigenen Gefühle bietet die Möglichkeit, emotional mit dem Publikum in Kontakt zu treten. Diese Botschaften werden vom Publikum weniger mit der Vernunft als mit dem sechsten Sinn verarbeitet. Die gesamte Bandbreite der Emotionen findet sich hier: von traurig bis glücklich, von enttäuscht bis zufrieden, von wütend bis freudig. Die Inhalte können jemanden diskreditieren oder rühmen. Man kann sich über Sachverhalte beklagen oder sich dafür bedanken. Damit ist es möglich, seine Befindlichkeit mitzuteilen oder sich für etwas zu entschuldigen.
    Sagen, wie es einem geht, wirkt unterschwellig und fördert im positiven Fall den Zusammenhalt.
    Beispiele: Beileid aussprechen, danken, diffamieren, glorifizieren, gratulieren, grüßen, gutheißen, höhnen, jubeln, klagen, kompromittieren, kondolieren, lästern, loben, schimpfen, sich entschuldigen,
  • Verlautbarung – Sagen, was offiziell gilt
    Die Verkündigung von formellen Mitteilungen legt fest, was ab diesem Moment feststeht. Dabei kann es sich um die Verkündigung von neuen Regeln oder Verträgen, dem Abbau oder die Besetzung einer Stelle oder der Veröffentlichung einer Entscheidung handeln. Es kann auf externe oder interne Sachverhalte hinweisen.
    Sagen, was offiziell gilt, verkündet Gegebenheiten, die formell festgelegt sind.
    Beispiele: abdanken, ächten, begnadigen, berufen, entlassen, freigeben, kündigen, suspendieren, taufen, trauen, zurücktreten

Fazit: Die Absichten bilden neben den Inhalten und der Präsentation ein zusätzliches Puzzlestück zur Auslegung von Sachverhalten – die Vorhaben, die in den Botschaften versteckt sind. So wie in jeder Darstellung, stecken auch zwischen den Zeilen eines jeden Gesprächs die fünf Sprechakte von Searle: Feststellung, Aufforderung, Commitment, psychischer Zustand und Verlautbarung. Die Redner und die Zuhörer können diese Muster bewusst für ihre Zwecke nutzen. Der Vortragende stellt sicher, dass seine gewünschten Absichten sichtbar werden. Die Zuhörer nutzen den bewussten Blick auf das Wording, um die Intentionen des Sprechers anhand der genutzten Verben zu erkennen. Damit steht allen Beteiligten ein zusätzliches Puzzlestück zum besseren Verständnis von Äußerungen zur Verfügung.

Farbe – das dritte Tor in den Kopf des Publikums

Hinweis! Dieser Text entfaltet seine volle Wirkung nur in Farbe.

Farben sind eine mittelbare, persönliche Erlebniswelt. Abhängig von der Lichtquelle und ihrer Wellenlänge strahlen die Oberflächen in unerwarteten Farbtönen zurück. Blaues Licht lässt blau, rotes Licht rot, und gelbes Licht lässt gelb verschwinden. Die unbewusste Verarbeitung der Farben führt manchmal zu überraschenden Effekten.

Erleben Sie den Unterschied.

  • Lesen Sie laut den Abschnitt 1 in der Abbildung!
    Der Text lässt sich üblicherweise flüssig lesen.
  • Machen Sie einen zweiten Versuch mit Abschnitt 2!
    Obwohl die Texte die gleiche Länge haben, ist etwas anders. Wenn Sie den Unterschied nicht bemerken, lesen Sie die beiden Sätze erneut und achten Sie auf die benötigte Zeit.
  • Abschließend lesen Sie die Worte in Abschnitt 3 laut vor!

Da wir die wahrgenommenen Farben unbewusst in einem anderen Bereich verarbeiten als die bewussten Gedanken, haben Sie vielleicht einige Irritationen bemerkt – z. B. ein stockender Lesefluss.

Der Einfluss der Farbe findet unentwegt statt – bei jeder Lektüre, bei jedem Bild, bei jedem Film, also bei jedem Artefakt. Aus diesem Grund macht es Sinn sich diese Effekte bewusst zu machen. Die folgenden Farben sind Grundfarben, die sich nicht aus dem Mischen von Farben ergeben, wie beispielsweise Grün sich aus der Mischung von Blau und Gelb ergibt 😉
(Achtung!  Das Folgende gilt für Viele, aber nicht für Alle.)

  • Rot
    Rot ist eine energiereiche Farbe – im positiven und negativen Sinn. Sie erzeugt Aufmerksamkeit und stimuliert. Für viele wirkt sie anziehend, weckt Begierde und Leidenschaft und wird normalerweise der Liebe zugeschrieben. Gleichzeitig steht sie für Aggressivität, Gefahr und das Verbotene.
    Rot bietet sich überall dort an, wo Aufmerksamkeit geweckt werden soll – als Hinweis oder Warnung.
  • Gelb
    Gelb ist eine beunruhigende Farbe – mit positiver und negativer Symbolwirkung. Sie verstärkt einerseits eine optimistische Stimmung, fördert die Kreativität und bereitet Vergnügen. Andererseits repräsentiert sie Eifersucht und Neid, Gift und Galle. Traditionell wurden Geächtete mit gelben Zeichen versehen, wie z.B. dem Judenstern.
    Gelb bietet sich in einem angenehmen, lebensbejahenden Umfeld an. In einem nicht so positiven Zusammenhang wirkt es aufdringlich.
  • Blau
    Blau ist die beliebteste Farbe in Deutschland, obwohl sie nicht sehr emotional wirkt. Sie schafft durch ihre Sachlichkeit Vertrauen, Zuverlässigkeit und Stärke – Geschäftsbilder sind überwiegend bläulich. Gleichzeitig schafft blau Distanz durch ihre coole Gefühllosigkeit.
    Blau bietet sich dann an, wenn Kompetenz, Verlässlichkeit und Gelassenheit vermittelt werden sollen.

Fazit: Die Farbe betritt den Kopf des Publikums quasi durch die Hintertür. Die Einzelnen bemerken nicht, dass sie über den Farbsinn zusätzliche Botschaften empfangen. Die beschriebenen Effekte werden nicht bei allen gleich stark auftreten oder manchmal sogar ganz anders – vor allem in anderen Regionen der Welt. Mit den obigen Beispielen konnten Sie die normalerweise unbewussten Wirkungen erleben. Die drei Grundfarben treten selten in ihrer Reinform auf und unsere Farbempfindung kann variieren. Daher ist es nicht möglich, eine zuverlässige Programmierrichtlinie für die Gestaltung von Inhalten zu definieren. Allerdings sollte man bestimmte Fettnäpfe vermeiden (z. B. Rot für einen Call to Act), um seine Botschaft nicht zu unterminieren. Schließlich sind Farben das dritte Tor in den Kopf des Publikums.