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Hin zur Agilität! Aber wie?

Nachdem über Jahre die Produktivität durch Standardisierung gesteigert wurde, sind wir jetzt in einer Sackgasse angelangt. Die formalen Anforderungen belasten immer mehr die eigentliche Arbeit. Die Erstellung eines Plans wurde zur zentralen Aufgabe des Projektmanagement. Dadurch erhöht die Erfüllung der Standards das Arbeitspensum. Einen Ausweg verspricht die Einführung von agilen Vorgehen. Auf der Grundlage des Agilen Manifests wird die Arbeit entbürokratisiert. Die folgenden Werte legen den Schwerpunkt auf die linke Seite der Tabelle, auch wenn die rechte Seite weiter wichtig bleibt.

Individuen und Interaktionen
Funktionierende Lösungen
Zusammenarbeit mit den Kunden
Reagieren auf Veränderung

mehr als Prozesse und Werkzeuge
umfassende Dokumentation
Vertragsverhandlung
das Befolgen eines Plans

Die meisten haben die Notwendigkeit bereits begriffen, die mittlerweile überwältigenden formalen Anforderungen zu entstauben. Wir werden uns zu mehr Agilität hinwenden. Aber wie?

Agilisierung

Schauen wir uns mal vier alternative Wege an.

  1. Revolutionär
    Der eine oder andere wird von der schlüssigen Sicht mitgerissen. Diese Zeloten träumen von der Möglichkeit, die agilen Werte durch das Umlegen eines Hebels von heute auf morgen einzuführen. Da in einem laufenden Unternehmen unentwegt Initiativen durchgeführt werden und die Mitarbeiter nicht einfach ihre Arbeitsweise ändern können, führt dieser Ansatz zu Stress und einem hohen Risiko für die Erfüllung der Vorhaben. Am Ende geraten die laufenden und neu aufgesetzten Projekte durch fehlende Kompetenzen in Schieflage. Sie scheitern dadurch.
  2. Evolutionär
    Weniger Entscheidungsfreudige wünschen sich einen fließenden Übergang von klassischen auf agile Methoden. Häufig arbeiten Mitarbeiter jedoch in unterschiedlichen Projekten. Findet das eine klassisch und das andere agil statt, liegt die Last der Umstellung beim einzelnen Mitarbeiter. Darüber hinaus werden die Verantwortlichen des Gesamtportfolios nur noch Teile steuern können, da agile Projekte in Ermangelung einer entsprechenden Planung die relevanten Informationen nicht mehr liefern. Inwieweit die Agilität sich auf diese Weise langsam einführen lässt, bleibt abzuwarten.
  3. Bedarfsorientiert
    Pragmatiker erhoffen sich die Möglichkeit punktuell das eine oder das andere Verfahren einzusetzen, so wie es ihnen gerade am nützlichsten erscheint. Einzelbausteine einer Unternehmung werden ausgewählt, um die agilen Mechanismen zu nutzen. Ein Team von agilen Experten könnte sich um diese Aufgaben kümmern und die Vorteile im Rahmen klassischer Projekte ausschöpfen. Die Herausforderung liegt in der Schnittstelle zum klassischen Vorgehen und seinen bürokratischen Bedürfnissen – der klaren Ausrichtung, bestimmten Bausteinen und Ergebnissen.
  4. Separatistisch
    Manche Unternehmen schaffen eine parallele Spielwiese für die neuen Ideen. Auf der einen Seite werden Vorhaben klassisch abgewickelt und auf der anderen Seite agil durchgeführt. Auf lange Sicht mag der Bessere gewinnen. Für die Mitarbeiter der Fachbereiche bedeuten diese Paralleluniversen, dass sie mal in der klassischen, bürokratischen Umgebung eingebunden sind und mal agil zusammenarbeiten müssen. Die gute Nachricht ist, dass die Mitarbeiter sich leicht in die agile Welt einfügen können. Inwieweit kurz- und mittelfristig die klassischen Vorhaben dadurch kontaminiert werden, bleibt zu beobachten.

Fazit: Die Einführung von Agilität ist ein weitreichender Schnitt in die eingeführten Praktiken eines Unternehmens. Die Rollen der Mitarbeiter, die Berichtspflicht und die Planung einzelner und übergreifender Projekte werden im Kern verändert – weg von straffer Klarheit hin zu flexibler, vertrauensbasierter Zusammenarbeit. Die Lösung ist wieder Kern der Arbeit, nicht mehr die formalen Zusatztätigkeiten. Egal wie man sich entscheidet, man muss klar machen, wie zusammengearbeitet werden soll sowie den Mitarbeitern entsprechende Schulungen bieten.

Irgendwas machen wir wohl falsch

Die Geschichte zeigt sich bis heute in diesen dauerhaften Monumenten, die alle kennen. Dazu gehören riesige Steinbauwerke, wie Stonehenge, die ägyptischen Pyramiden oder die Chinesische Mauer, aber auch die Entdeckungen der Welt durch Zheng He, Christoph Kolumbus bis hin zur Landung auf dem Mond. Alle diese Großprojekte erfolgten ohne das, was wir heute Projektmanagement nennen. Unsere heutigen Großprojekte scheitern immer öfter. Irgendwas machen wir wohl falsch.

bigprojects

Die Beteiligten dieser Aktivitäten haben bei der Durchführung nicht ihren Schwung verloren, bis die Monumente fertig waren – über Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg.

  • Die Erschaffung der Welt
    Das allererste Großprojekt überhaupt wurde innerhalb von sieben Tagen durchgeführt. Alles begann mit der Festlegung des zeitlichen Rahmens. Im zweiten Schritt wurde der räumliche Rahmen festgelegt. Nachdem die Funktionsbereiche am dritten Tage aufgebaut und grundsätzlich ausgestattet waren, wurden am vierten Tag die wichtigen Energiequellen installiert. Die Ressourcen wurden am fünften Tag aufgeteilt. Am sechsten Tag wurde das Management aufgebaut und der Projektleiter hat sein Projekt durchgesehen und für gut befunden. Im letzten Schritt hat sich der Projektleiter ausgeruht und sein Projekt abgeschlossen.
  • Stonehenge
    Die „hängenden Steine“ in der Nähe von Amesbury, in Wiltshire, England, ist vielleicht eines der ältesten Projekte. Das Projekt wurde 8000 v.Chr. gestartet. Die drei Hauptphasen begannen 3100 v.Chr. mit einem kreisrunden Erdwall. Für die zweite Phase im frühen 3. Jahrtausend v. Chr. gibt es keine Belege. Die dritte Phase erstreckte sich von 2600 v.Chr. bis 1600 v.Chr. und führte zu den bekannten Steinstrukturen. Bis heute wird spekuliert, wie dieses Monument mit menschlicher Kraft erbaut werden konnte. Über die Projektleiter und die Projektteams wissen wir nichts.
  • Chinesische Mauer
    Eines der größten Projektergebnisse ist die über 21.000 km lange chinesische Mauer. Das Gesamtprojekt hat sich vom 7. Jahrhundert v. Chr. bis in 17. Jahrhundert n.Chr. erstreckt. Die Koordination der Hunderttausenden ist dabei vermutlich nicht unstrukturiert erfolgt. Der Projektplan, die Projektverantwortlichen und -mitarbeiter sind jedoch nicht überliefert.
  • Panamakanal
    Der Panamakanal mit seinen 82 km verkürzt die Fahrt von New York nach San Francisco auf ein Drittel – von 18.000 auf 6.000 Seemeilen. Aufbauend auf Anstrengungen der Franzosen (zwischen 1881 und 1889) beendeten die US-Amerikaner zwischen 1906 und 1914 für 386 Millionen US-Dollar die Abkürzung vom Atlantik in den Pazifik. In den sechs Jahren am Ende des Projekts arbeiteten zwischen dreißig- und vierzigtausend in Panama. In der Zeit starben 5.609 Arbeiter. Wie die gigantischen Erdbewegungen gesteuert wurden, ist nicht bekannt.
  • Apollo-Programm
    Das Apollo-Programm hatte zum Ziel einen Amerikaner vor den Russen auf den Mond und wieder heil zurückzubringen. George E. Mueller war dabei der Leiter des Office of Manned Space Flight und war mitverantwortlich für das Programm. Zu den ursprünglich geplanten sieben Missionen wurden drei weitere hinzugefügt. Das Programm beschäftigte in den zehn Jahren seiner Laufzeit 400.000 Menschen und kostete damals fast 30 Milliarden US-Dollar. Details des Projektmanagement liegen nicht vor.

Fazit: Es gab schon immer Großprojekte, die die Planung und Koordination der Arbeit von vielen Menschen erforderten. Die Ergebnisse waren so stabil, dass wir sie heute noch bewundern können. Und das, obwohl sie ohne das heute verbreitete Projektmanagement durchgeführt wurden. Trotz wohldurchdachter PM-Strukturen scheitern heute viele Projekte. Irgendwas machen wir wohl falsch.