Archiv der Kategorie: Bedeutungsgestaltung

In diesem Bereich geht es um Bedeutungsgestaltung ==> http://www.bedeutungsgestaltung.de

Die Blicke auf den Stand der Dinge

Fruchtbare Verhandlungen brauchen ein Vorgehen, das auf die Sache und weniger auf die Beziehungen und die beteiligten Persönlichkeiten ausgelegt ist. Die Beschäftigung mit den Erwartungen und der Suche nach Gemeinsamkeiten bringt mehr als das oberflächliche Gerangel um einzelne Vorteile. Es fällt leichter zuzustimmen, wenn für jeden Vorteile entstehen, das sogenannte Win-win. Damit ein Ergebnis möglich wird, braucht es sachliche, gemeinsam festgelegte Orientierungspunkte. Der Stand der Dinge, abgeleitet aus den bestehenden Standpunkten, ist von entscheidender Bedeutung. Findet man einen gemeinsamen Blick auf die Ausgangssituation und die damit verbundenen Bedingungen, entstehen manche Widersprüche nicht. Die Dominosteine machen das erlebbar. Betrachten Sie das folgende Bild! Worum geht es? Was fällt einem auf? Welche Gedanken schießen durch den Kopf?

Beim Blick auf eine Situation haben alle Beteiligten ihre eigenen Vorstellungen, da sie sich aus verschiedenen Blickwinkeln, Schwerpunkten und Feinheiten der Situation nähern. Aus diesem Grund sollten alle gemeinsam zu Beginn die Situation beschreiben, die die Grundlage für die Verhandlungen darstellt – die Themen, Beziehungen, Reihenfolgen, Abhängigkeiten und Voraussetzungen. Folgende Blickwinkel können zusätzlich helfen.

  • Der Blick auf den Anfang
    Vor allem bei einem Schnappschuss der Situation befindet sich nichts in Bewegung, was es erforderlich macht, den Einstiegspunkt zu finden, der offensichtlich die Situation auslöst. Davon abhängig unterscheiden sich die Erklärungen, die Begründungen und die Verhandlungspunkte. Darum fragen wir uns: Wo geht es denn los?
  • Der Blick auf das Ende
    Andererseits wird die Situation durch ihren Endpunkt bestimmt. Der letzte Stein schließt den Ablauf ab. Manche stellen sich vor, dass er kippt – vielleicht auch nicht. Die Abgrenzung einer Verhandlung legt fest, an welchen Stellen Gesprächsbedarf besteht und wo nicht. Man einigt sich mit folgenden Fragen: Ist das das Ende? Und was passiert dann? Bis wohin ist eine Verhandlung sinnvoll?
  • Der Blick auf Auffälligkeiten
    Unsere Aufmerksamkeit wird von einzelnen Steinen besonders angezogen, weil irgendetwas anders ist – die kippenden Steine, die beiden, die ein T bilden, oder der Stein am Abgrund. Allerdings bedeuten diese Besonderheiten nicht, dass sie für die Verhandlung von Bedeutung sind. Aus diesem Grund sollten die Auffälligkeiten gemeinsam hinterfragt werden: Was bedeuten sie für die Abstimmung?
  • Der Blick darüber hinaus
    Wir haben bisher den Blick auf Offensichtliches geworfen – die Steine und den Abgrund. Der Abgrund ist dabei nur angedeutet. Wir wissen nicht, wie tief er ist oder was sich unten befindet. Auch die Bedeutung der Szenerie ist der Fantasie der Betrachtenden überlassen. Das beginnende Kopfkino sollte ausgesprochen werden, damit die Beteiligten verstehen können, worum sich die Gedanken der anderen drehen. Folgende Fragen fördern diese Hintergedanken zutage: Was passiert am Ende? Was steckt eigentlich dahinter? Warum gibt es diese Situation? So?
  • Der holistische Blick
    Sobald wir den Blick darüber hinaus klar vor Augen haben, können wir alle bisherigen Erkenntnisse zu einer Erklärung zusammenfügen. Dies liefert einen erweiterten Blickwinkel – die holistische Sicht. Erst die Verbindungen zwischen den Sichten führen zu einem schlüssigen Startpunkt. Jetzt erhalten wir eine gemeinsame Antwort auf die Frage: Was passiert hier?

Dies sind bei Weitem nicht alle Perspektiven, aber wesentliche. Es gibt unendlich viele weitere. Bei ernsthaften Verhandlungen auf Augenhöhe sollten die Beteiligten ihren Standpunkt teilen. So entsteht eine angemessene Auslegung des Geschehens, die zu einem beiderseitig befriedigenden Ergebnis führt.

Fazit: In den meisten Fällen diskutieren die Beteiligten die „falschen“ Themen – persönliche Eigenschaften der Gegenüber, die verschiedenen Verhandlungspositionen und die Argumente, die es ermöglichen, dass der Gewinner alles bekommt. Dabei ist es wirkungsvoller, der Startpunkt gemeinsam zu beschreiben, damit alle vom Gleichen reden. Auf diese Weise werden viele Missverständnisse von vorneherein vermieden. Dazu gehören: wo es losgeht und aufhört, was einem an der Sache auffällt, was hinter allem steckt und wie alles zusammenhängt. Indem man den Stand der Dinge gemeinsam erarbeitet, werden unproduktive Verhandlungen zu einem frühen Zeitpunkt vermieden. Auf dieser Basis können fruchtbare Verhandlungen beginnen.

 

Die Sache als solche

Die Beschreibung von Handlungen, Verhalten, Beziehungen, Abläufen, Systemen und Ähnlichem erscheint auf den ersten Blick einfach – aussuchen, beobachten, beschreiben, auslegen, mitteilen.

  • Das Ziel sollte klar beschrieben sein, damit die Beobachtungen das Gleiche betrachten.
  • Die Elemente der Beobachtung sollten vollständig gesammelt werden, damit die Vergleichbarkeit gewährleistet ist.
  • Alle Beobachtungen sollten in einer gemeinsamen Sprache beschrieben sein, um Mehrdeutigkeiten von vorneherein entgegenzuwirken.
  • Die Auslegung sollte auf Basis aller Beobachtungen erfolgen, d.h. erst nachdem alle Umfänge vorliegen.
  • Die Veröffentlichung der Ergebnisse sollte in der Sprache der Zielgruppe erfolgen, d.h. befreit von Fachjargon.

Diese Reihenfolge und das gemeinsame Verständnis der Sache als solche müssen allen Beteiligten vermittelt werden – vor allem die Beobachter brauchen vorab eine entsprechende Schulung.

Betrachtet werden Einzelpersonen, Gruppen, Rollen, Abläufe, zeitliche, geografische und virtuelle Räume, Medien, und alle ansonsten interessanten Beobachtungsgegenstände. In jedem Fall sind die folgenden Aspekte zu berücksichtigten.

  • Die Bestandteile der Sache als solche
    Einerseits sollte die Menge der Objekte der Beobachtung klar beschrieben sein – wer, wie viele, woher usw. Darüber hinaus verfügen die Bestandteile über eine Anzahl von beschreibenden Elementen, die durchgängig zu beschreiben sind, um die Vergleichbarkeit sicherzustellen. Erst diese Zusammenstellung der Bestandteile ermöglicht eine nützliche Beobachtung.
    So haben beispielsweise Personen einen Namen, einen Wohnort, bestimmte Interessen; Gruppen werden benannt und benötigen eine Auflistung der Gruppenmitglieder und weitere Eigenschaften, um sie zu unterscheiden; Abläufe bestehen aus einzelnen Schritten, die zusammen eine Leistung erbringen.
  • Die Beziehungen der Sache als solche
    Die Bestandteile stehen in ein- oder wechselseitigen Beziehungen zueinander – menschliche, gesellschaftliche, wirtschaftliche, technische, rechtliche, religiöse, oder sonstige Verbindungen. Sie erweitern die Erkenntnisse der Beobachtung entscheidend.
    Die Bestandteile stehen in Beziehung, indem sie kommunizieren, Geschäfte machen oder andere gemeinsame Interessen verfolgen. Abläufe liefern sich Ergebnisse, die im Zusammenspiel die Gesamtleistung des Ganzen ergeben. Die Teile einer Maschine versetzen sie in die Lage, eine bestimmte Leistung zu erbringen.
  • Die Veränderungen der Sache als solche
    Durch die Beziehungen der Bestandteile befinden sich die Gegebenheiten fortwährend im Fluss (Panta rhei). Diese Veränderungen sind eine wesentliche Eigenschaft der Sache als solche. Dabei ändern sich die Bestandteile und Beziehungen mehr oder weniger.
    Menschen entwickeln sich weiter, ändern ihren Lebensmittelpunkt, bilden über die Zeit neue Gruppen und sind an unterschiedlichen Arbeitsstellen tätig. Eine Maschine behält ihre Struktur überwiegend bei, wenn man von den Verbrauchsstoffen und dem Verschleiß absieht. Aus diesen Veränderungen lassen sich Aussagen über die Viabilität des Ganzen ableiten. Finden keine Veränderungen statt, ist das System wahrscheinlich tot.
  • Die Auslöser der Veränderungen
    Zum besseren Verständnis der Veränderungen sollten die Ursachen verstanden sein. Was bewirkt die Veränderungen? Woher kommen die Auslöser? Über welche Beziehungen erreichen die Auslöser die unterschiedlichen Bestandteile?
    Die vielen Trigger, die die Entwicklung von Menschen beeinflussen oder auf die Abläufe einwirken oder die Maschinen belasten, bieten Ansatzpunkte, um gewünschte Auswirkungen zu erzeugen oder unerwünschte Effekte zu vermeiden. Die Auslöser sind Einstiegspunkte für die Beeinflussung des Ganzen.
  • Die Begebenheiten der Sache als solche
    Die einzelnen Veränderungen und Auslöser sind schwer zu überschauen. Aus diesem Grund bündeln wir diese in Begebenheiten, die aus einer Sammlung von Bestandteilen, Beziehungen, Veränderungen und Auslösern bestehen. Eine allgemeine Gliederung ist beispielsweise der stets bestehende Lebenszyklus – werden, reifen, nutzen, vergehen.
    Begebenheiten umfassen nicht nur die dokumentierten Inhalte, sondern erzeugen im Kopf der Betrachter weitere Erkenntnisse, die sich aus deren Erfahrungen ergeben – die Ausbildung, die Gründung einer Familie, der Jahresabschluss der Firma, die Wartung einer Maschine. Am Ende werden sie zu einer Sache als solche.
  • Die Bedeutung der Sache als solche
    Zusammen ergeben die vielen Aspekte der Sache als solche eine Bedeutung für uns und für andere – Welche Einflüsse gehen von hier aus? Was ist der übergeordnete Zweck? Welche Wichtigkeit hat die Sache als solche für verschiedene Personen und Gruppen?
    Die Gesamtheit aller Sachen als solche ergeben die Wirklichkeit, die uns umgibt – die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Kultur und deren Zusammenspiel. Je nach Aufgabenstellung betrachten wir sie auf unterschiedlichen Ebenen, um Ansätze zum Handeln zu finden.

Fazit: Die Sache als solche ist das zentrale Element bei der Aufgabenerfüllung. Dabei kann es sich um einzelne Personen, Gruppen oder abstrakte Systeme handeln, die eine bestimmte Lösung erfordern. In jedem Fall ist es dabei vorteilhaft, die obigen Aspekte zu betrachten: die Bestandteile, Beziehungen, Veränderungen, Auslöser, Begebenheiten und vor allem die resultierende Bedeutung. Die Beobachtung, die die obigen Fragen nicht beantworten kann, ist stets kritisch zu hinterfragen, da die Einsichten sich aus dem Zusammenspiel von vielen Aspekten ergeben – vor allem den obigen Punkten der Sache als solche.