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Einfach überwältigend

Die größten Hürden bei der Gestaltung der Zukunft sind die Beschränkungen, die uns ausbremsen, weil wir sie uns nicht bewusst machen. Was geht wird nicht bestimmt durch natürliche Grenzen, sondern durch unser Unvermögen sie uns vorzustellen. Während die Besteigung eines Berges eine körperliche Herausforderung ist, die Fitness, Ausdauer und Begeisterung erfordert, ist der Bau der Zukunft darüber hinaus eine Aufgabe, die Fantasie und Gestaltungswillen benötigt. Der Raum der Möglichkeiten ist dabei einfach überwältigend.

Bevor der Blick auf die Gestaltungsparameter fällt, ist es hilfreich, sich die Gestaltungsfreiheit bewusst zu machen, um den verfügbaren Raum besser auszuschöpfen.

  • Mögliche Zukünfte
    Möglich werden die Ausblicke, wenn sie denkbar sind. Dabei können für einzelne Aspekte noch die notwendigen Mittel zur Umsetzung fehlen. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Flug zum Mond für Jules Verne noch nicht vorstellbar war. Oder der elektronische Überwachungsstaat uns noch nicht von George Orwell abschreckend vor Augen geführt werden konnte. Oder, dass Bill Gates sich nicht vorstellen konnte, dass alle Menschen eine Vielzahl von Computern in ihrem Haushalt einsetzen könnten. Was da noch auf uns wartet, erfordert nur jemanden, der es ausspricht. Die möglichen Zukünfte sind dabei jenseits unserer heutigen Erfahrung. Aus diesem Grund gilt: Alles ist möglich – solange wir es ausdrücken können.
  • Überzeugende Zukünfte
    Überzeugend werden die Ausblicke, wenn sie ein glaubhaftes Bild der Zukunft bieten. Dies erfordert mehr Begründungen. Die meisten Dinge, die unser Leben in diesem Jahrhundert bestimmen, sind bereits da – z.B. 3D-Druck, humanoide Roboter, maschinelle Intelligenz, Vernetzung. Auch wenn der 3D-Druck heute noch relativ grobschlächtig wirkt, sollte man sich an die Zeiten der ersten Nadeldrucker erinnern, die nichts weiter als einen schwarzen Punkt drucken konnten. Heute drucken wir für wenig Geld Fotos, die von einem „analogen“ Foto nicht mehr zu unterscheiden sind. Sobald uns jemand den Zusammenhang nachvollziehbar und konsistent erklärt, wird eine Zukunft überzeugend. Hier finden sich die machbaren Optionen.
  • Wünschenswerte Zukünfte
    Wünschenswert werden die Aussichten, wenn sie zu den eigenen Zielen und Anforderungen passen. Gleichzeitig spielen die Absichten eine große Rolle beim Wünschen. Im Interesse der Machbarkeit sollten diese Perspektiven in dem Bereich der überzeugenden Zukünfte gefunden werden. In jedem Fall scheiden sich hier die Wege für verschiedene Gruppen und Einzelpersonen. Unterschiedliche Überzeugungen und Werte führen zu unterschiedlichen Wünschen. In einem Wertesystem, das Geld in den Mittelpunkt stellt, sehen die Zukünfte anders aus, als in einem auf Gemeinwohl oder Kooperation basierten Wertegefüges. Der Wunsch wird befeuert durch das Unterbewusstsein, das zu einer instinktiven Sehnsucht führt, manchmal bis zur Gier. Dabei gilt: Aufpassen, was man sich wünscht – es könnte wahr werden.
  • Wahrscheinliche Zukünfte
    Wahrscheinlich werden Zukünfte, wenn sie über alle Möglichkeiten, Überzeugungen und Wünsche hinweg eine nüchterne, wirklichkeitsnahe Vorstellung der Zukunft liefern. Interessen und Überzeugungen sollten hierbei nur eine geringe Rolle spielen. Die Verlagerung von unmenschlicher Arbeit auf Maschinen mit mehr oder weniger Intelligenz und damit die Auflösung der heutigen Arbeitswelt ist zu erwarten. Und das trotz dieser Absehbarkeit noch niemand eine Antwort auf die Frage nach der zukünftigen Existenzgrundlage der Menschen bietet, macht diese Zukünfte nicht unwahrscheinlicher. Diese Zukünfte erfordern eine frühzeitige Beschäftigung mit den Folgen, die diese neuen Gesellschaftsformen mit sich bringen.

Über die vorliegenden hinaus gibt es noch die Zukünfte, die niemand vorhersieht und jenseits unserer Ausdrucksmöglichkeiten liegen. Darum beschäftigen wir uns mit den vorliegenden Blickwinkeln auf die Zukunft, die sich individuell unterscheiden und nicht automatisch mit Anderen decken. Der bewusste Umgang mit Zukünften fällt leichter, wenn man sich diese unterschiedlichen Räume klar macht. In jedem Fall muss die tatsächlich eintretende Zukunft aktiv gestaltet werden. Beteiligt man sich nicht daran, dann überlässt man die eigene Zukunft anderen.

Fazit: Unendlich viel ist möglich – und wenn nicht schon nicht unendlich viel, dann zumindest unendlich minus eins. Die Räume, in denen sich die Zukunft abspielen wird, sind zum großen Teil bestimmt durch unsere Vorstellung. Das Unvorstellbare bleibt unerreichbar. Sobald wir uns mit Vorstellbarem beschäftigen, unterscheiden wir zwischen möglichen, überzeugenden, wünschenswerten und wahrscheinlichen Zukünften. Diese Bereiche sind so groß, dass wir überwältigt werden von den Alternativen. Nichtsdestotrotz sind wir aufgefordert unsere Zukunft zu gestalten, denn obwohl alles möglich und vieles bereits machbar ist, sind nicht alle Bereiche zu Ende gedacht. Wir sollten jedoch aufpassen, was wir uns wünschen, da wir es sonst vielleicht nicht mehr los werden.