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Führungsalbtraum

Wenn es mal nicht so läuft, wie man es sich als Chef wünscht, sind erst einmal die Anderen schuld. Nehmen wir an, dass die Vorstellungen des Vorgesetzten wohl durchdacht, stimmig und wirtschaftlich sinnvoll sind. Die Rückmeldungen der Kollegen erzeugen den Eindruck, dass dies der richtige Weg ist. Aus irgendeinem Grund bewegen sich jedoch die Mitarbeiter nicht in der gewünschten Richtung. Eigentlich ein Albtraum für den Chef.

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Der Albtraum beginnt nicht sofort, da man sich den fehlenden Schwung mit mangelndem Engagement erklärt. Immerhin finden sich bei näherem Hinsehen drei Aspekte, die entscheidend dazu beitragen, dass sich die Kräfte aller im Unternehmen in einer gemeinsamen Richtung bündeln.

  • Erwartungen
    Die Erwartungen der Führungskräfte bestimmen vor allem anderen, wie stark sie mit den Ergebnissen zufrieden sind. Je nach Charakter haben sie negative Befürchtungen oder positive Hoffnungen. Die Erwartungen beinhalten die Handlungen, die getan werden sollten, die Ergebnisse, die man schlussendlich in seinen Händen hält, oder die Konsequenzen, die sich in der Folge ergeben. Der Umgang mit Erwartungen ist schwierig, da sich selten, wenn überhaupt, nur wenige darum kümmern, diese für alle nachvollziehbar zu beschreiben.
  • Strategie
    Die langfristigen Vorhaben beschreiben die Richtung der Firma. Die einzelnen Inhalte schaffen den Rahmen für alle Mitarbeiter, Partner und sogar die Kunden. Hier findet sich die Vision, die einen schlüssigen Schnappschuss der Zukunft bietet. Untermauert wird sie von der Mission, die die Raison d’être liefert. Bei der Bewältigung der alltäglichen Aufgaben helfen die kritischen Erfolgsfaktoren, die gewichteten Wertdisziplinen sowie die Beschreibungen der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. Die langfristige Stoßrichtung benötigt eindeutige Botschaften, damit das Unternehmen darauf aufbauen kann. Die leicht verständliche und gut dokumentierte Strategie ist das Steuer, dass dem Unternehmen die Richtung gibt.
  • Aktivitäten
    Die vielen Aktionen, die auf allen Ebenen des Unternehmens durchgeführt werden, lassen sich nur mit sehr, sehr viel Aufwand sammeln und auflisten. In größeren Firmen hat man verstanden, dass sich diese Sammlung nicht rechnet. Sichtbar werden die Anstrengungen aller in den gemeinsamen Ergebnissen. Es ist nur wichtig, den richtigen Detaillierungsgrad zur Beschreibung der Stellen und Abläufe zu finden.

Eine entscheidende Aufgabe der Führungskräfte ist die Steuerung und Koordination der Interessen aller Beteiligten.

Ein Albtraum wird es, wenn die drei genannten Aspekte sich an keiner Stelle überlappen. Dieses Minusszenario bedeutet, dass die Führungsmannschaft ihre Strategie außerhalb ihrer Erwartungen formulieren und keiner die Erwartungen oder das angestrebte Zukunftsbild erfüllt. Die Mitarbeiter machen etwas, das nicht in die gewünschte Richtung geht. Die gute Nachricht ist, dass sich die Belegschaft aneinander orientiert und sich so in einer gemeinsamen Richtung bewegt. In diesem Fall kann man auf die Führung verzichten, da ihr Beitrag nichts bewirkt.

Das Plusszenario bietet in jedem Fall einen Ausweg, indem man sich bewusst um die drei Aspekte kümmert.

  • Dies beginnt bei der Einstellung. Sollten die Mitarbeiter nur dass machen, was man ihnen sagt? Hoffentlich nicht, da sich ansonsten dass Unternehmen in eine Sackgasse bewegt. Die kreativen Ideen der Belegschaft sind es, die das Unternehmen weiterbringen. Die Mindestanforderung ist, dass sie in die grundsätzliche Richtung agieren, allerdings mit ausreichend Freiraum für Neues.
  • Das gleich gilt für die Erwartungen der Führungsmannschaft. Eine möglichst breite Aufstellung erhöht die Chancen der Firma. Einerseits ergibt sich das aus den unterschiedlichen Schwerpunkten bei der Arbeit (z.B. Entwicklung, Produktion, Vertrieb). Andererseits sind es die persönlichen Interessen und Ambitionen der Protagonisten.
  • Die Strategie sollte möglichst klar und eindeutig die Ergebnisse der Abstimmung aller Beteiligten widerspiegeln.

Fazit: Der Albtraum der Leitung, der durch fehlende Ausrichtung entsteht, lässt sich vermeiden. Klar formulierte Erwartungen machen die Vorstellungen sichtbar. Der ausgefeilte Plan bestimmt die generelle Richtung. Die Mitarbeiter erarbeiten die faktische Umsetzung der Pläne und setzen dann die neuen Abläufe und flachen Strukturen sowie eine fruchtbare Kultur um.

Die Sache mit dem Brunnen

Es gibt immer wieder Führungskräfte, die durch schnelle Handlungen einer vorausschauenden Strategie aus dem Weg gehen. Oder andere, die die Entwicklung eines Plans als eine Rechenformel ansehen, die zuverlässig die Zukunft vorhersagt. Oder sogar jene, die Unberechenbarkeit vorschieben, um sich der langfristigen Planung zu entziehen. Bei dem Verzicht auf grundsätzliche Ideen, wie die Zukunft aussehen soll, vergessen sie die Sache mit dem Brunnen.

Brunnengefallen

Ohne Vorausschau bewegt man sich doch mit vollem Risiko und ohne Referenzpunkt am Abgrund. Interessanterweise scheinen sich nur Wenige die folgenden Aspekte bewusst zu machen.

  • Schritte in völliger Dunkelheit
    Ohne die Formulierung von Vision, Mission, Einflussfaktoren, die strategische Stoßrichtung und Ziele sowie der Bestimmung der Kernkompetenzen, -prozessen und -leistungen agiert man blind, als wäre man in einer mondlosen Nacht und völliger Dunkelheit unterwegs. Dabei schaffen nicht nur unvorhergesehene Ereignisse und unberücksichtigte Einflüsse Hürden, die sich nur mit viel Aufwand überwinden lassen. Es ändert sich ja nichts, wenn man im Brunnen liegt. Es ist immer noch dunkel.
  • Mit zweihundert im Nebel
    Die Illusion, dass man hemdsärmlig schneller unterwegs wäre, ist nicht viel anders als zu meinen, dass man schneller vorankommt, wenn man mit zweihundert durch den Nebel rast. Ist es nicht klar, dass man weder Hindernissen aus dem Weg gehen noch auf der Straße bleiben kann. Die fehlende Orientierung verhindert sogar, dass man sich, anstelle im Kreis, vorwärts bewegt. Am Ende tauchen dann auch noch die kleinen Kanten auf, von wo aus man in den Brunnen fällt. Sobald man im Brunnen liegt, spielt der Nebel keine Rolle mehr.
  • Sogar im Brunnen geht es tiefer
    Erstaunlicherweise geben sich die in den Brunnen Gefallenen der Illusion hin, dass man es sich in der Tiefe gemütlich einrichten kann. Dabei geht es auch im Brunnen noch tiefer. Die Enge bietet keine Sicherheit, da es auch hier noch weiter runter geht. Aus diesem Grund muss man alles daran setzen, aus der alternativlosen Enge herauszukommen und auf den Pfad der Strategie zurückzukehren.

Sobald man im Brunnen liegt, erscheint einem der Aufwand zur Entwicklung einer Strategie vernachlässigbar, da jetzt ein Vielfaches erforderlich ist, um weiterzukommen.. Der eingeschränkte Handlungsspielraum und der unklare Weg nach draußen, schaden nicht nur dem bisher Erreichten. Man wird einerseits zurückgeworfen und muss andererseits trotzdem die Zukunft entwerfen. Damit ist der Weg in die Zukunft mit zusätzlichen Schwierigkeiten verstellt. Nach dem Fall ist vor dem Fall. Es geht darum, diesen immensen Mehraufwand zu vermeiden.

Fazit: Die vielen Argumente, die gegen die Entwicklung einer Strategie sprechen, stehen in keinem Verhältnis zu dem Schaden, der durch einen Mangel an Vorausschau entsteht. Besonders überraschend scheinen die Brunnenschächte aus dem Nichts aufzutauchen. Vielleicht motiviert die Sache mit dem Brunnen Pragmatiker eine Strategie zu erarbeiten – und wenn es nur zur Vermeidung des Falls geschieht.