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Sich selbst unterminieren

Die meisten Aufgaben erfordern viel Vorbereitung, einen langen Atem und große Anstrengungen, um die Ergebnisse aufzubereiten. Mit dem entsprechenden Einsatz sind die Ergebnisse normalerweise vorzeigbar. Von Zeit zu Zeit ergeben sich Gelegenheiten, die eigenen Erfahrungen mit anderen zu teilen. Am Ende gelingt einem auch eine bemerkenswerte Unterlage für die Präsentation. Im entscheidenden Augenblick, wenn alle Augen auf einen gerichtet sind, stellen sich dann manche selbst ein Bein und unterminieren sich selbst.

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Dabei könnte man den meisten Fallen aus dem Weg gehen. Die folgenden Stichpunkte sind ein paar einfache Elemente, die man unter allen Umständen vermeiden sollte.

  • Einen unsicheren Eindruck vermitteln
    Alles beginnt in den ersten Sekunden der Präsentation. Hängende Schultern, mangelnder Blickkontakt und ein leidender Gesichtsausdruck ohne eine Spur von Lächeln erzeugen beim Publikum einen unfähigen Eindruck. Der beste Inhalt reißt es nicht mehr heraus.
  • Überheblich aufzutreten
    Das Gegenteil zum unsicheren Auftreten ist der blasierte Auftritt, der den Zuhörern vermittelt, dass sie blöd sind und dankbar sein sollten, dass man sich die Zeit nimmt, ihnen die Welt zu erklären. Dies beginnt mit einer flapsigen Begrüßung und reicht bis hin zu plumpen Belehrungen. Es weiß ja jeder, wie es geht. Oder?
  • In einer unverständlichen Sprache zu sprechen
    „Die Intention einer Reminiszenz ist die Reflexion der exorbitanten Quintessenz, die man durch Serendipität ertrotzt.“ Wie schade, dass die guten Ergebnisse durch eine derart unverständliche Sprache verzerrt sind. Es braucht nur viele Wörter, einer Reihe von Nebensätzen und Querbezügen, um jegliche Verständlichkeit aus Botschaften zu verbannen. Die Zielgruppe bestimmt, was ankommt. Wer würde einem Spanier, der der deutschen Sprache nicht mächtig ist, eine Präsentation in Deutsch vorsetzen. Oder einem fachfremden Publikum Informationen in einem unbekannten Jargon präsentieren.
  • Aussagen negativ aufzuladen
    „Unbewusst glauben wir nie, dass wir vieles nicht können und niemals wissen, dass wir Nichts wissen.“ Dabei sind wir überzeugt, dass wir vieles instinktiv beherrschen und immer auf unsere Erfahrungen zugreifen können, um Etwas beizutragen. Wörter laden eine Aussage mit Energie, die dem Zweck hinderlich ist – nicht, nie, nein, kein, ohne, nichts, niemand. Präfixe sind ein schneller Weg zum Negieren, indem sie vorgeschaltet werden: – a-sozial, in-kompetent, un-willig, des-informiert, ir-relevant. Bewertung entsteht auch durch das Zusammensetzen von Worten – gift+grün, stink+fein, scheiß+freundlich.
  • Sich nicht auf die Veranstaltung einstellen
    Der sicherste Weg zu scheitern, ist es sich nicht vorzubereiten. Aus dem Stegreif zu präsentieren bietet sich in Workshops oder in anderen offenen Situationen an. Präsentationen oder Verkaufsgespräche ohne klaren Ablauf, mit mangelhaft vorbereiteten Aussagen und einem ungeschickten Austausch von Gedanken sind verschwendete Gelegenheiten für einen selbst und vor allem für das Publikum.
  • Fehlender Bezug zur Zielgruppe
    Der Bezug zu der Zielgruppe wird dadurch hergestellt, dass man sich vorab die Gruppe vor dem geistigen Auge vorstellt. Sie besteht zwar aus unterschiedlichen Individuen, die allerdings gemeinsam ein bestimmtes Bild abgeben – Geschäftstyp (z.B. Entwickler vs. Verkäufer), Schwerpunkt der Interessen (z.B. Vision vs. Ergebnisse) und Einstellungen (sein vs. Haben). Stellt man aus Ahnungslosigkeit keine Beziehung mit dem Publikum her, wird man unweigerlich scheitern.

Der erste Schritt zur Lösung ist es, sich die vorigen Stichpunkte bewusst zu machen. Sicherheit zu vermitteln, bescheiden aufzutreten, sich verständlich auszudrücken, Aussagen positiv aufzuladen, sich vorzubereiten und einen Bezug zur Zielgruppe herzustellen ist dann der Ausweg, den allerdings jeder für sich selbst ausgestalten muss.

Fazit: Das beste Ergebnis kann nicht wertgeschätzt werden, wenn man den eigenen Auftritt durch ungeschicktes Verhalten, eine unverständliche Sprache und fehlende Vorbereitung unterminiert. Die Wirkung, die man erreicht, kommt zum überwiegenden Teil nicht aus dem schlüssigen und korrekten Arbeitsergebnis, sondern aus dem Eindruck, den man hinterlässt.

Der Hausbau – die ideale Metapher für ein Projekt

Die längste Projekterfahrung hat die Menschheit bei dem Bau ihrer Unterkünfte gesammelt. Nachdem die verfügbaren Höhlen bewohnt und die Menschen vor 100.000 Jahren auf Wanderschaft gingen, haben alle immer häufiger einen Unterschlupf gebaut. Mit der Erweiterung der Beschäftigungen Jäger und Sammler um die Ackerbauern und Viehhirten wurden diese Behausungen in den letzten 10.000 Jahren immer stabiler und aufwendiger. Irgendwann wurde der Bau von Häusern zu einem Beruf, der seitdem immer mehr Know-how und Formen entwickelt hat. Damit zählt der Hausbau mit seinen Abläufen zu den grundlegenden Erfahrungen von uns allen und ist dadurch die ideale Metapher für ein Projekt.

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Die Abwicklung von Projekten wurde in den vergangenen zwanzig Jahren in allen Bereichen standardisiert. Trotzdem scheitern immer noch zwei Drittel der Vorhaben (siehe hier: http://ow.ly/zy5hB ). Um den Beteiligten ein Gefühl für die ordnungsmäßige Abwicklung zu liefern, bietet der Hausbau mit seinen Bauphasen das Gerüst für die Abläufe, Abhängigkeiten, Zwischenergebnisse und Restriktionen, die sich auf alle Arten von Vorhaben übertragen lassen.

  • Vorbereitung
    Auch der Hausbau beginnt lange vor der Grundsteinlegung. Es stellt sich die Frage, wie die eigenen vier Wände aussehen sollen – ein Haus, ein Penthouse, eine Wohnung, Alt- oder Neubau. Eine wichtige Rahmenbedingung ist der Standort – auf dem Land, in der Vorstadt oder im Zentrum. Dies alles mündet in die Frage, ob man sich das neue Refugium überhaupt leisten kann.
    Geschäftliche Vorhaben müssen sich um ähnliche Fragen kümmern. Die Lösung selbst machen oder von der Stange kaufen? Wie sieht die bestehende Infrastruktur aus? Wie groß ist das verfügbare Budget? Wer ist der ideale Projektpartner? Auch hier müssen die wesentlichen Voraussetzungen erarbeitet werden, bevor das Projekt überhaupt freigegeben wird. Der Einfachheit halber betrachten wir im Folgenden ein IT-Projekt.
  • Plan
    Nach der offiziellen Beauftragung beginnen die eigentlichen Planungen. Die groben Ideen werden jetzt zwischen dem Bauherren und dem Architekten sowie mit den sonstigen Handwerkern abgestimmt. Es entstehen ernsthaftere Vorstellungen des Ergebnisses. Die genauere Berechnung der Kosten und der Termine ist jetzt möglich.
    Das IT-Projekt könnte bereits vor dem Start genauer geschätzt werden. Aufgrund des allgemeinen Rückstaus an Entwicklungen sparen sich die Beteiligten den Aufwand und beginnen erst dann mit der realen Schätzung, wenn das Projekt offiziell startet. Jetzt können die ursprünglich gemachten Schätzungen angepasst werden. Reichen das Budget und der Zeitrahmen bei genauerer Betrachtung nicht mehr aus, ist jetzt die letzte Möglichkeit, ohne große Verluste das Projekt zu stoppen. Ab der nächsten Phase entstehen echte Baukosten.
  • Rohbau
    Der permanente Erwartungsdruck der Auftraggeber erzeugt unrealistische Meilensteine. Beim Hausbau regelt sich das durch einen bestimmten Ablauf. Das Fundament wird gelegt, bevor die Wände aufgestellt werden können. Das Dach kann erst aufgesetzt werden, wenn alle Etagen darunter fertig sind. Entscheidender Meilenstein ist das Richtfest, denn da steht der Rohbau.
    Auch die Entwicklung von Software hat ähnliche Restriktionen. Trotz allem tendieren die IT-Spezialisten dazu, übertrieben parallel zu arbeiten. Das führt häufig dazu, dass nachträglich fertige Module geändert oder neu programmiert werden müssen. Im Gegensatz zum Hausbau, mit seinem Richtfest, fehlt der IT ein entsprechender, konkreter Meilenstein. Die Beteiligten tun sich schwer, ein Ende zu finden und ändern und ändern …
  • Innenausbau
    Spätestens in diesem Abschnitt bemerken alle Beteiligten, wie die endgültigen Ergebnisse aussehen werden. Die Größe der Zimmer und der Fenster, der Verlauf der Treppe, die Zugänge, die Abstände zum Nachbargrundstück, usw. Änderungen lassen sich jedoch nur noch innerhalb des fertigen Rohbaus durchführen – hier eine Wand einziehen oder dort eine nicht-tragende Wand herausreißen. Beim Innenausbau kommen auch völlig neue Spieler hinzu, die eingeführt werden müssen. Eine unscharfe Planung von deren Einsatz kann den gesamten Zeitplan mit seinen bereits bestehenden Verzögerungen zusätzlich verlängern.
    Ähnlich verhält es sich mit der Entwicklung der Benutzeroberfläche und der finalen Festlegung von Formeln und Reports. Jede grundsätzliche Änderung durchdringt die bereits fertigen Umfänge und bringt nicht nur weiteren Zeitverzug, sondern durch das Nachbessern auch neue Fehlerquellen.
  • Bezug
    Der Einzug ist die letzte logistische Herausforderung. Die Möbel müssen heil ins Haus gebracht werden und nach Möglichkeit das neu gebaute Haus nicht gleich wieder verschandeln. Jetzt zeigt sich, ob alle Abmessungen stimmen und der Platz ausreicht. Passt die Küche? Hat das Schlafzimmer noch ausreichend Platz ums Bett? Ist der Keller groß genug?
    Mit dem entsprechenden Go-Live einer Software beginnt die Nutzung für die eigentlichen Anwender. Die Anwendung muss sich jetzt im Echtbetrieb bewähren. Je weniger die User durch Schulungen und Tests darauf vorbereitet wurden, desto wahrscheinlicher sind Schwierigkeiten, die im laufenden Betrieb behoben werden müssen. Hiermit endet das eigentliche Vorhaben – IT-Projekte jedoch meistens nicht, da ab jetzt nachgebessert wird, nachnachgebessert wird – bis zur nächsten Version.

Fazit: Der Hausbau ist die ideale Metapher für ein Projekt, da er die Abhängigkeiten von Arbeitspaketen verdeutlicht. Die grundlegenden Schritte werden sichtbar, wie die vorgelagerte Entscheidung mit ihren weitreichenden Folgen, die Planung, die den reibungslosen Ablauf sichert, der Aufbau des Rohbaus, der den Rahmen für die späteren Inhalte schafft, die finale Ausgestaltung der Details und schließlich der Übergang zur Nutzung. Mehrere Tausend Jahre an Erfahrungen werden durch diese Metapher transportiert und erleichtern die Abstimmung.