Archiv der Kategorie: Kultur

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Die Handschrift

Die Erfindung der Schrift hat die Welt und unser Denken verändert. Über Jahrtausende war das Schreiben und Vervielfältigen mit einem großen handwerklichen Aufwand verbunden. Während über lange Zeit Papier den Speicher für Gedanken darstellte, werden heute Informationen im virtuellen Raum auf elektronischen Speichern abgelegt. Auch wenn Sprach- und Schrifterkennung immer zuverlässiger werden, werden die Inhalte vor allem mit Tastaturen aller Art erfasst. In Finnland soll in der Schule verstärkt die Tastatur auf Kosten der Handschrift genutzt werden. Wie lange kann die Handschrift den Wettbewerb mit dem überall verbreiteten Zehnfinger- und dem Einfingersystem überstehen?

Handschrift

Schreiben lernen hängt eng mit dem Lesen zusammen. Dabei erschließt man sich die Buchstaben, Silben, Worte, Sätze und schließlich ganze Texte. Aus meiner Sicht entwickelt sich die eigene Schreibkompetenz am Besten mit dem richtigen Mix aus Hand- und Maschinengeschriebenem. Die Umsätze von klassischen Anbietern von Schreibwerkzeugen, wie Faber-Castell und Moleskine, stiegen in vier Jahren um ca. 40 Prozent. Es lohnt sich jedoch trotzdem, die Vor- und Nachteile der Handschrift sich bewusst zu machen.

Die folgenden Probleme belasten den Einsatz der Handschrift.

  • Handgeschriebenes ist schwieriger zu entziffern als Gedrucktes. Um zu einer lesbaren Handschrift zu gelangen, braucht es Übung, genau wie für fehlerfreies Tippen. Obwohl die Handschrift, im Gegensatz zu den vielen Tausend Fonts, die es im Computer gibt, weniger Variationen bietet, ist sie trotzdem häufig schwer lesbar.
  • Darüber hinaus entblößt die Handschrift nicht nur den Inhalt des Textes, sondern auch die Persönlichkeit des Schreibers. Diese Stimmungen werden maschinengeschrieben nicht sichtbar – außer man benutzt eine mechanische Schreibmaschine.
  • Ein Nachteil von Handschrift ist die Tatsache, dass man beim Schreiben auf seine persönliche Sprachkompetenz, den Wortschatz und die Rechtschreibung, beschränkt ist. Die Automatismen des Computers, wie die automatische Rechtschreibkorrektur und Autovervollständigung sowie der jederzeit verfügbare Thesaurus erweitern die Qualität der Texte auch bei weniger erfahrenen Schreibern.
  • Um einen handschriftlichen Text schließlich zu vervielfältigen oder an an mehrere Adressaten zu verschicken, kann man die Seite nur abschreiben oder elektronisch kopieren und als klassischen Brief, elektronisches Fax oder mittels sonstiger Technologien weiterleiten.

Die Vorteile des Schreibens mit der Hand sind jedoch die folgenden Aspekte:

  • Sobald man die Handschrift gelernt hat, steht sie überall 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche zur Verfügung. Analoge Werkzeuge, wie Bleistifte, Kugelschreiber, Kreide, Füller aber auch einfach ein stumpfer Nagel auf einer x-beliebigen Oberfläche bieten die Möglichkeit strom- und netzunabhängig zu schreiben.
  • Das Schreiben mit der Hand ist ohne Zeitverzug möglich. Es muss kein Computer eingeschaltet oder Betriebssystem hochgefahren werden. Gleichzeitig kann man mit der Hand schnell von Buchstaben auf Zahlen, auf Zeichen oder auf Zeichnungen wechseln.
  • Mit der Handschrift ist man in der Lage zusätzlich zu dem Inhalt auch seine aktuelle Stimmung auszudrücken. Damit wird Handgeschriebenes zu einem persönlichen Mittel des Ausdrucks. Dies schafft natürlich auch Verpflichtung, da sich das Aufschreiben von persönlichen Texten nicht delegieren lässt.
  • Das Schreiben mit der Hand fördert das Erinnern von Inhalten. Durch das Embodiment des Geschriebenen bleiben einem die Inhalte besser im Gedächtnis.
  • Das Schreiben mit der Hand ist eine motorische Fertigkeit, vergleichbar mit Klavierspielen, Autofahren oder Malen. Durch die regelmäßige Übung derartiger Fertigkeiten wird auch die allgemeine Entwicklung des Gehirns gefördert. Entsprechend wirkt auch die persönliche Handschrift.

Fazit: Das Schreiben mit der Hand ist eine Fähigkeit wie das Essen mit Messer und Gabel oder Stäbchen. Für das Schreiben mit dem Computer gibt es gute Gründe. Aber auf die Entwicklung der Handschrift völlig zu verzichten würde unsere Fähigkeit zur schriftlichen Kommunikation stark einschränken.

Die Kultur auf andere zu zeigen

Der Zeigefinger wird am häufigsten unabhängig von den anderen genutzt. Eine unangenehme Funktion des Zeigens ist die Beschuldigung von anderen Personen. Dabei wird übersehen, dass beim Zeigen auf andere, drei Finger auf einen selbst zeigen.

Pointing

Fehlverhalten werden in allen Kulturen begangen. Der Unterschied, der den Unterschied macht, ist der Umgang mit Vorwürfen in der Öffentlichkeit. Andere zu beschuldigen ist eine kulturelle Eigenart, die im Westen angesiedelt ist. Das Konzept der Schuld ist hier verbunden mit der Idee, die Schuld durch eine Buße tilgen zu können. Im Gegensatz dazu folgt der Mittlere und Ferne Osten dem Konzept der Scham. Sie verfügt nicht über die Hintertür, das Fehlverhalten sühnen zu können. Der Gesichtsverlust ist irreparabel.

Die alltägliche Nutzung von öffentlicher Kritik und der Einsatz des Zeigefingers finden sich eher im Westen. Personen werden schnell mehr oder weniger formal bezichtigt, für etwas verantwortlich zu sein und verteidigen sich instinktiv.
Im Osten werden Anklagen selten in der Öffentlichkeit ausgetragen, um den Verantwortlichen die Gelegenheit zu geben sich öffentlich zu schämen und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.

Praktiker des Zeigefingers übersehen, dass das Zeigen mit dem Finger weitreichende Rückschlüsse auf sie selbst bieten.

  • Mit dem Heben des Zeigefingers zeigen Beschuldiger das Selbstverständnis in der Position zu sein andere zu beschuldigen. Solange die Rolle des Anklägers jedoch nicht formal zugewiesen ist, besteht keine Berechtigung andere zu kritisieren. Sie maßen sich diese Rolle an.
  • Das Erkennen des Fehlverhaltens setzt ein gutes Verständnis voraus. Dies liefert einem im Gegenzug die Grundlage für Spekulationen bezüglich des Kontexts der Ankläger. Am besten ist dieser Sachverhalt ausgedrückt mit dem Bibelspruch „Wer frei ist von Sünde, der werfe den ersten Stein“.
  • Mit jeder Beschuldigung ist eine Absicht verbunden. Diese reicht von einem grundsätzlichen Bedürfnis nach Recht, über Selbstgerechtigkeit, bis zu Interessen, die mit dem eigentlichen Fehlverhalten nichts zu tun haben. Die Gründe für eine Beschuldigung können sein: die Verbesserung der eigenen Wettbewerbsposition, auf sich aufmerksam machen zu wollen, die Begleichung einer alten Rechnung oder etwas anderes. Meistens bleibt die Absicht im Verborgenen. Sobald der eigentliche Zweck erkannt ist, liefert er zusätzliche Indizien zur Einschätzung der Situation.

Fazit: Der Zeigefinger ist ein gefährliches Vorgehen, da unabhängige Dritte Rückschlüsse auf die Persönlichkeit und Absichten der Beschuldiger ziehen können, die unerwünscht sind.