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Die geschickte Abstufung bestimmt die Erkenntnis

Die Bewertung greifbarer und nicht-greifbarer Aspekte bezüglich Dingen, Gefühlen, Erwartungen, Ereignissen und Konsequenzen, wird durch die Wahl der genutzten Skala bestimmt. Was sagt eine Beurteilung aus, wenn sie nur einen Daumen nach oben vergeben kann? Diese Frage müssen sich alle die stellen, die eine Befragung durchführen wollen, denn die geschickte Abstufung bestimmt die Erkenntnis.

Skala

Sobald man eine Befragung vorbereitet, ist man gezwungen, sich um die Skalen zu kümmern. Bei den folgenden Beispielen handelt es sich um grundsätzliche Varianten.

  • Das „Like“: gut
    Die „Likes“ bei Facebook geben den Nutzern die Möglichkeit einen Beitrag positiv, im Sinne von „Ich mag das“, zu markieren. Sie bieten keine weiteren Alternativen, da es tatsächlich nur diesen Wert gibt. Die Aussagekraft ist nicht sehr groß, da einerseits das „Like“ nicht immer eindeutig ist. Prangert jemand einen Missstand an und viele „Liken´“ den Beitrag, meinen Sie den Kommentar oder den eigentlichen Artikel? Die Gründe für wenige oder keine „Likes“ sind ebenfalls vielfältig. Vielleicht haben nur wenige Personen die Seite gesehen oder ihre Schwelle zum Mögen ist noch nicht erreicht. Für aussagekräftige Auswertungen eignen sich „Likes“ nicht.
  • Die binäre Abfrage: schlecht/ gut
    Die eigentliche Bewertung mit dem Daumen benötigt zusätzlich mindestens den Daumen, der nach unten zeigt. Damit sind dann die beiden Pole am Ende einer Skala definiert. Dieses Format bringt die Bewertung auf den Punkt. Leider findet sich die Wirklichkeit meistens zwischen den beiden Extrempolen (s. http://ow.ly/Qn6hb). Der polarisierende Charakter dieser Frage lässt sich entschärfen, in dem man von eher gut und eher schlecht Für schnelle Abfragen der Befindlichkeit durch beispielsweise Handzeichen, bietet sich dieses Format an.
  • Die einfache Abfrage: schlecht/ neutral/ gut
    Die Grauzone lässt sich am leichtesten durch einen weiteren Wertebereich zwischen den Polen einrichten – beispielsweise durch neutral. De Bono nennt diesen Bereich PO. Damit haben die Personen die Möglichkeit weder gut noch schlecht auszuwählen. Der Nachteil dieses mittleren Wertes ist die Tatsache, dass den befragten Personen damit eine Hintertür angeboten wird, um sich nicht entscheiden zu müssen. Diese Form der Befragung ist leider auch nicht gehaltvoll.
  • Die pragmatische Abfrage: schlecht/ eher schlecht/ eher gut/ gut
    Die einfache Abfrage bietet eine Alternative, die die gesamte Grauzone abdeckt. In diesem Fall ist die neutrale Zone genau so groß wie die beiden Pole. Vor allem sind die Bewerter gezwungen, sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Dieses Format überwindet die Nachteile der binären und der einfachen Abfrage. Sie liefert grundsätzliche Wertungen – gut oder schlecht.
  • Realistische Abfrage: sehr schlecht/ schlecht/ eher schlecht/ eher gut/ gut/ sehr gut
    Um jetzt auch noch graduelle Unterschiede zu ermitteln, sollten die beiden Seite noch weiter abgestuft werden. Damit haben die befragten Personen die Möglichkeit eine Seite zu wählen und gleichzeitig den Grad zu bestimmen. Sehr sollte in diesem Zusammenhang nur für außergewöhnlich gut oder schlecht genutzt werden. Diese Form der Abfrage wird in den meisten Fällen zweckmäßig Resultate liefern.
  • Die filigrane Abfrage: 1=sehr sehr sehr schlecht/ 100=sehr sehr sehr gut
    Bei der Planung lassen sich die Fragenden schnell dazu hinreißen, ausführliche Abstufungen zu entwickeln, um möglichst viele Differenzierungen bei der Beantwortung zuzulassen – im Extremfall von 1 bis 100. Diese Untergliederung bietet zwar ausreichend Raum für die Beschreibung der Grauzone (von 2 bis 99). Es erzeugt jedoch zwei Nachteile. Erstens fällt es den befragten Personen schwerer ihre Bewertung abzugeben, da sie die Grauzone für sich gliedern müssen. Zweitens fällt es den Auswertern schwer, Erkenntnisse aus den filigranen Abstufungen zu ziehen. Aus diesem Grund sollten stets nur so viele Wertebereiche genutzt werden, wie für eine sinnvolle Auswertung nötig sind. Mehr erzeugt ein Rauschen, das die Aussagen der Ergebnisse aufweicht.

Fazit: Die Wahl der Wertebereiche bestimmt die Qualität und die Aussagekraft einer Bewertung. Es gilt hier, wie meistens, weniger ist mehr – aber bitte nicht weniger als nötig. Schlussendlich bestimmt die geschickte Abstufung die Erkenntnis, die man aus der Befragung ziehen kann.

P.S.: Nutzen Sie nicht nur Multiple Choice. Fügen Sie immer ein Kommentarfeld hinzu, um die Antworten besser verstehen zu können.