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Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile

Der Blick auf die Welt ist bestimmt durch die Werkzeuge und unseren Standort, die wir nutzen, um die Wirklichkeit zu betrachten. Das Teleskop ermöglicht den Blick in die Ferne. Die kleinen Dinge werden durch das Mikroskop sichtbar gemacht. Wir haben gelernt mit unterschiedlichen Ebenen der Detaillierung umzugehen, indem wir stets die Reichweite und die Auflösung unseres Betrachtungsraums festlegen. Den gesamten Bereich nennen wir das Ganze. Die darin enthaltenen, vernetzten Teile sind für sich genommen wiederum Systeme, die aus Teilen bestehen, und so fort. Jede Ebene hat gesonderte Eigenschaften zuzüglich der Eigenschaften, die sich aus dem Zusammenspiel für das Ganze ergeben. Darum sprechen wir von: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

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Ein System ist ein abstrakter Begriff für eine Ganzheit, die Teile und Beziehungen zu einem „Objekt“ bündelt, das abgegrenzt von der Umwelt funktioniert. Um ein System bewusst zu nutzen, ist es erforderlich, es zu beschreiben und seine Muster zu erkennen. Manche Systeme haben sich aus natürlichen Gegebenheiten entwickelt. Beispiele sind das Sonnensystem, Tiere und Menschen, ein Wald oder ein See, das Gehirn, das Immunsystem, usw. Andere Systeme haben die Menschen geschaffen. Beispiele sind hier Maschinen, Fahrzeuge, Thermostate, Software, Hardware, Wirtschaftssysteme, Rechtssysteme, Religionen, Politik, Produkte, Dienstleistungen, usw. Diese Listen lassen sich beliebig erweitern.

Betrachten wir die beiden folgenden Beispiele: die Welt und das Unternehmen.

  • Welt
    • Unser Weltbild hat sich immer weiter konkretisiert – von der ersten Karte, über den Globus bis hin zu Google Street View.
    • Wahrscheinlich sitzen Sie irgendwo draußen oder in einem Zimmer (z.B. einem Büro, einem Café, einem Zugabteil). Eigenschaften sind dabei das Inventar, die Infrastruktur, die Größe usw.
    • Das Zimmer befindet sich in einem Komplex (z.B. einem Haus, einem Bürogebäude, einem Zug). Eigenschaften sind die Anzahl Etagen, die Anzahl Gebäude und die Zugänge.
    • Die Wohnung befindet sich in einer Stadt (z.B. einer Megacity, einer Kleinstadt oder einem Dorf). Eigenschaften sind die Anzahl Bewohner, die Anbindung an den öffentlichen Verkehr und die Wirtschaftskraft.
    • Die Stadt befindet sich in einem Land (z.B. Deutschland, USA, Brasilien, Japan). Eigenschaften sind das Bruttonationaleinkommen, das Bruttonationalglück und die politische Stabilität.
    • Das Land befindet sich auf einem Kontinent (z.B. Amerika, Europa, Asien). Eigenschaften sind die Wirtschaftszonen, die Klimazonen und die Bevölkerungsdichte.
  • Unternehmen
    • Im Unternehmen werden jeder Ebene Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung (AKV) zugeordnet, die möglichst überschneidungsfrei sein sollen.
    • Die Stelle, die ein Mitarbeiter ausfüllt, ist unternehmerisch die feinste Ebene (z.B. der Pförtner, die Reinigungskraft, die Sachbearbeiter, die Führungskräfte, der Vorstand). Eigenschaften sind neben den AKV das Commitment, die Erfahrung und die Fähigkeiten.
    • Die Stellen werden in Teams gebündelt, die sich an Funktionen oder Abläufen orientieren (z.B. die Entwicklung von Außenspiegeln, der Rechnungseingang). Eigenschaften sind neben der AKV die Gruppendynamik, der Zusammenhalt und die Produktivität.
    • Abteilungen bestehen aus Teams (z.B. das computergestützte Design, die Buchhaltung, die Logistik Übersee). Eigenschaften sind neben der AKV die Machtstrukturen, der interne Wettbewerb und die Altlasten.
    • Die Abteilungen sind Funktionen zugeordnet (z.B. Forschung & Entwicklung, Finanzen & Controlling, Logistik). Eigenschaften sind neben der AKV der Einfluss, die Innovationsfähigkeit und die Eigenständigkeit.
    • Die Funktionsbereiche gehören zu Unternehmen (z.B. Flugzeugherstellern, Softwarehäusern, Speditionen). Eigenschaften sind neben der AKV die Branche, die Unternehmensform und der Umsatz.

Die einzelnen Ebenen ergeben eine Summe von Eigenschaften für das Gesamtsystem, die größer ist als die Summe der einzelnen Ebenen.

Im klassischen Silodenken gibt es diesen Blickwinkel nicht. Die synergetischen Eigenschaften der übergeordneten Ebenen sehen die unteren Ebenen nicht. Gleichzeitig wird in den Silos viel Energie durch internen Wettbewerb verschwendet, der keinen Mehrwert für das Ganze erbringt.

Aus dem systemischen Blickwinkel liegt der Fokus auf dem Ganzen – auf den Vorteilen, die sich aus dem Zusammenspiel aller Elemente ergeben. Folgende Aspekte helfen dabei, diese Ertragsquellen zu erschließen.

  • Beschreiben Sie Ihr System. Welche Elemente gibt es und in welcher Beziehung stehen sie zueinander? Dadurch schaffen Sie Klarheit für echte Verbesserungen für das Ganze.
  • Ordnen Sie die Aufgaben, die Kompetenzen und die Verantwortung entsprechend zu. Dadurch schaffen Sie autarke Teilsysteme, die eigenständig agieren und dadurch Doppelarbeit und Reibungsverluste vermeiden.
  • Beobachten Sie kontinuierlich Ihr System bezüglich sich ergebender Muster. Das ermöglicht bei Anomalien frühzeitig, mit relativ geringem Aufwand, gegenzusteuern.
  • Die ganzheitliche Betrachtung stellt sicher, dass Sie Ihre Abläufe so ausgestalten, dass die einzelnen Aktivitäten einen Mehrwert für das Ganze Sie regeln derart, dass die einzelnen Teile sich ergänzen und nicht gegenseitig Aufwände und Kosten hin und her schieben.
  • Der entscheidende Faktor des Systems ist die Bedeutung, die die Daten und die Informationen vermitteln. Damit bieten Sie den Beteiligten die Möglichkeit, das Richtige richtig zu tun.

Fazit: Die Festlegung des Systems verbessert dessen Steuerung. Jedes System besteht aus Teilen, die ebenfalls als System beschrieben werden können. Gleichzeitig ist jedes System ein Bestandteil eines übergeordneten Systems. Mit dem Blick auf das jeweilige Ganze können die Elemente und Beziehungen festgelegt werden. Das Geschehen jenseits der Grenzen des Ganzen wird erst dann interessant, wenn es auf das eigene Ganze trifft. Damit lassen sich die Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten abstecken und der Gewinn für das Ganze absichern. Aktivitäten, die außerhalb dieser Grenzen liegen, verantworten und wickeln Andere ab.

Mittellose Manager bringen nichts

Nachdem das Schreckgespenst der Planwirtschaft in sich zusammengefallen ist, entwickeln sich Konzerne zu zentralistischen Behörden. Nach Jahren der schlanken Führungskultur verfestigen sich wieder Rangordnungen, die durch die Unterordnung gleichrangiger Stufen, ihre eigenen Ansprüche an eine flache Struktur unterminieren. Die Rückbesinnung auf die funktionale Organisation, kaschiert die Unfähigkeit Abläufe zur Grundlage der Organisation zu machen. Die Verrechnung der Leistungen schafft einen internen Markt, bei dem vorgegebene Umfänge verhandelt und bezahlt werden durch den Transfer von Budgets von der linken in die rechte Tasche. Der Grad an Bürokratisierung wird an den erforderlichen Berichten und Richtlinien erkennbar. Immer mehr Mitarbeiter dienen einem Wasserkopf an Projekt-, Planungs- und Budgetberichten. Gleichzeitig entwickeln sich die Richtlinien zu einem Verhau von Regelungen, die nicht mehr vermittelt oder befolgt werden kann. Der entscheidende Fehler ist jedoch der neue Ansatz, um Einsparungen durchzusetzen, nämlich jeglichen Cashflow nach außen ganz oben entscheiden zu lassen. Dabei wird übersehen, dass eine Führungskraft ohne finanzielle Mittel nichts bringen kann.

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Was brauchen Macher, damit sie ihre Aufgaben erfüllen können?

  • Neben den persönlichen Eigenschaften, die Leiter ausmachen, wie beispielsweise Integrität, Entscheidungsfreude und Kundenorientierung, sind folgende Aufgaben zu erfüllen: Selbstmanagement , Konzeption , Koordination , Kommunikation  und Kooperation .
  • Die festgelegten Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung bestimmen den Handlungsspielraum. Die Aufgaben beschreiben die Tätigkeiten, die zu meistern sind. Die Kompetenz legen die Entscheidungs-, Weisungs- und Handlungsbefugnisse fest. Die Verantwortung verpflichtet den Vorgesetzten auf das beschlossene Vorgehen und die Ziele. Auf dieser Grundlage erfolgt die persönliche Beurteilung und Vergütung.
  • Die Zuordnung einer Kostenstelle und die Ausstattung mit ausreichendem Budget ist ein wichtiger Bestandteil der Kompetenz. Wie der Tank eines Autos, beschränken die verfügbaren Geldmittel die Reichweite, die ein Entscheider abdecken kann. Mittellose Leiter haben eigentlich keine Chance wertsteigernde Beiträge zu leisten.
  • Der Vorgesetzte als Unternehmer im Unternehmen braucht ein nachvollziehbares Geschäftsmodell. In der Geschäftsidee werden die Zielgruppen, das Leistungsportfolio und die klar umrissene Reichweite festgelegt.
  • Eine wichtige Funktion der Führungskraft ist das Aufzeigen einer positiven Zukunft und den Maßnahmen, um diese zu erreichen. Die Strategie soll den Mitarbeitern einen greifbaren Rahmen für die Umsetzung liefern.

Sobald diese Bestandteile fehlen, bringen Führungskräfte nichts und es bleibt nur noch die entschlossene Auflösung dieser Positionen.

Fazit: Die Führungsaufgabe erfordert ein weites Spektrum an Fähigkeiten, um eine Aufgabe sinnvoll ausfüllen zu können. Sobald jedoch der Leiter an der kurzen Leine, ohne Budget, geführt wird, verpuffen selbst die besten Eigenschaften, denn mittellose Manager bringen nichts.