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Einsatzgruppe in die Dunkelheit

Kurz nach Mitternacht führte ein Mann seinen Hund Gassi. Am Ende seiner Straße sah er eine Gruppe von jungen Leuten, die neben einer Straßenlaterne auf dem Boden herumrutschten. Neugierig näherte er sich.
„Was machen Sie denn?“
„Wir wohnen da hinten in einer Pension und haben den Schlüssel verloren.“
Die Blicke des Mannes suchten ebenfalls den Boden ab: „Haben sie ihn hier verloren?“
„Keine Ahnung. Einer hat hier angefangen zu suchen und wir haben einen Kreis gebildet.“
„Warum suchen sie denn dann hier?“
Der Jugendliche schaute ihn verdutzt an: „Das ist doch der einzige beleuchtete Bereich.“
Diese leicht angepasste Geschichte von Paul Watzlawick schafft den Rahmen für die Einsatzgruppe in die Dunkelheit.

Für etablierte Unternehmen erzeugt die Gruppendynamik eine ungewollte Beschränkung, die besondere Maßnahmen erfordert, um ungenutzte Potenziale zu eröffnen. Einen Ansatz bietet Red. Teaming für Mutige.

  • Die Idee
    Wenn wir nach neuen Möglichkeiten suchen, folgen wir nicht nur dem Weg des geringsten Widerstands. Es gibt sogenannte kognitive Verzerrungen (Biases), die verhindern, dass wir das Naheliegende in Betracht ziehen: Gruppen neigen dazu an die erste gefundene Evidenz anzuknüpfen (Ankereffekt), der Meinung der Mehrheit zu folgen (Mitläufereffekt) oder im Nachhinein eine logische Erklärung zu finden, die zukünftige Handlungen bestimmt (Rückschaufehler). Zur Überwindung von derartigen Trugschlüssen muss man gewohnte Wege verlassen. Das Red Team liefert nicht zwingend einen Ausweg, aber es erzeugt den kreativen Druck, der neue Perspektiven liefert.
  • Das Vorgehen
    Es geht hierbei weniger um eine detaillierte Planung, sondern um die entschlossene Umsetzung der Schritte. Es beginnt vorab mit der Klärung der Aufgabe, d.h. die erwarteten Ziele und Ergebnisse. Darüber hinaus braucht man die vorbehaltlose Billigung und Unterstützung der Führung.
    Im ersten Schritt untersucht man die Gegebenheiten, um Schwierigkeiten, falsche Schlüsse und mentale Modelle aufzudecken. Im zweiten Schritt werden die sich ergebenden inneren und äußeren Ursachen betrachtet und die eigentliche Initiative vorbereitet. Im dritten Schritt wirkt das Red Team in Sitzungen, Workshops und sonstigen Veranstaltungen mit Beiträgen, die den normalen Rahmen der Entscheidungsfindung sprengen – z.B. mit überraschenden Annahmen, ungewohnten Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen und radikalen Vorschlägen.
    Die Dauer der Maßnahmen hängt von dem jeweiligen Umfang und den Erwartungen des Führungsteams ab – z.B. von ein paar Tagen, bis zu einem halben Jahr. Das abschließende After-Action-Review bietet eine Zusammenfassung der feststellbaren Ergebnisse.
  • Das Toolset
    Im eigentlichen Sinne handelt es sich bei Red Teaming um vorbereitetes Querdenken – intuitiv, volatil, unbefangen, herausfordernd und ertragreich. Dabei werden Werkzeuge wie Checklisten, Punktebewertungen, Mindmaps, Brainstorming, Storyboarding, 1-2-4-Alle, Modeling-Canvasses und ansonsten verfügbaren Gruppeninteraktionen genutzt. Entscheidend ist das Mindset, das nichts als gegeben hinnimmt, für alles offen ist und denkt wie der listigste Gegner – wie unrealistisch, unpassend oder unfair es auch scheinen mag. Die Werkzeuge sind meistens verfügbar und müssen nur von dem Gruppenzwang der Selbstbeschränkung befreit werden. Es gelten die Regeln des Brainstormings – alles, was denkbar ist und ausgedrückt wird, ist möglich; Kritik ist verboten; die Menge ist entscheidend, nicht die Güte; Ideen gehören allen; fantasieren wird begrüßt.
  • Das Ergebnis
    Um die Maßnahme nachvollziehen zu können, erzeugt das Red Team einen Bericht mit dem Auftrag, den ermittelten Schwächen, Logiken und Überzeugungen, der Auswertung der internen und externen Einflüssen, dem Vorgehen und der Liste der Maßnahmen sowie den beobachteten Auswirkungen. Allen sollte klar sein, dass das Red Team mit seinen Annahmen und Ergebnissen nicht automatisch recht hat. Die wesentliche Absicht ist die Erzeugung von stimulierendem Stress durch kritische und unkonventionelle Hinweise, Vorschläge und Lösungen.

Fazit: Der Weg aus der Box ist eine zentrale Aufgabe für Unternehmen, vor allem, wenn sie in gemeinsamen, erfolgreichen Gewohnheiten gefangen sind. Dabei befinden wir uns in schnelllebigen Zeiten, die jedes noch so blühende Geschäft bedrohen. Damit man auf einschneidende Veränderungen der Umwelt vorbereitet ist, braucht es mehr als in den gewohnten Fischgründen seine Netze auszuwerfen. Der Schlüssel liegt nicht im Schein der Laterne, sondern vor allem im Unbekannten. Red Teaming ist ein wirkungsvoller Ansatz, seine Denkbahnen, den kognitiven Verzerrungen und etablierten Schlussfolgerungen, zu verlassen. Sobald die Führungsmannschaft sich entschließt, die dunklen Bereiche zu erforschen und zu nutzen, eröffnen sich neue Möglichkeiten für das Unternehmen. Es ist Zeit Einsatztruppen in die Dunkelheit zu schicken.

Der Schlüssel – die ideale Metapher für eine Lösung

Ein Schlüssel ohne Schloss ist so sinnvoll wie ein Schloss ohne Schlüssel. In jedem Fall dienen diese beiden Objekte dazu, den Zutritt von Unberechtigten zu verhindern. Der Schlüssel wird damit zum Symbol der Möglichkeit den Zugang zu versperren oder aufzumachen – egal, ob einem der Schlüssel zusteht oder nicht. Da nur Dinge von Wert weggeschlossen werden, ist der Schlüssel verknüpft mit dem Zugriff auf einen Schatz. Dabei kann es sich tatsächlich um Wertsachen handeln, aber auch um Erklärungen, Rezepte oder Lösungen.

Die folgenden Eigenschaften machen den Schlüssel zur idealen Metapher für Lösungen.

  • Klarer Zweck
    Die Tatsache, dass eine Tür oder eine Kiste verschlossen ist, spricht dafür, dass sich dahinter etwas Wertvolles oder Interessantes befindet. Der Schatz, den man mit dem Schlüssel erreicht, ist der eigentliche Zweck. Eine Lösung verfolgt ebenfalls einen Zweck. Dies können wirtschaftliche Ziele, Verbesserungen oder ein Projekt sein.
  • Passgenaues Konzept
    Die einfachsten Schlösser lassen sich mit einfachsten Schlüsseln öffnen. Da mit der Zeit Unberechtigte mithilfe eines Dietrichs sich den Zugang verschafften, wurden die Schlösser immer komplizierter. Aus diesem Grund haben heute verschiedene Schlüsselarten – Zylinder-, Bohrmulden-, Doppelbart-, Buntbart- oder Zeremonienschlüssel. Lösungen funktionieren ebenfalls am besten, wenn sie auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten sind und vor allem auf das Problem.
  • Präzise Umsetzung
    Das Verständnis des Schlosses und seines Zweckes reicht nicht aus, um den Mechanismus umzusetzen. Damit der Schlüssel funktioniert, muss er präzise zurechtgefeilt werden. Erst wenn alle Ecken und Kanten genau dem Schloss entsprechen, öffnet es sich. Entsprechend verhält es sich mit einer Lösung. Für die gewünschten Effekte müssen die Ergebnisse sauber ausgearbeitet werden. Sie müssen die richtigen Fragen beantworten, die zu dem Denkmodell und der Sprache der Zielgruppe passen sowie den angestrebten Zweck erfüllen.
  • Alltägliche Anwendung
    Stimmen die Umsetzung und das Material des Schlüssels, dann wird der Schlüssel lange in der alltäglichen Anwendung bestehen. Das gleiche gilt für umfassende Lösungen, die alle Aspekte, wie den geplanten Anwendungsfall, die Bedienung und die Ergebnisse, gut beschrieben haben.
  • Definiertes Vorgehen
    Bezeichnenderweise ähnelt sich sogar das Vorgehen. Um einen Schlüssel herzustellen, benötigt man zuerst ein Muster, im Falle einer Lösung ist das die konkrete Situation, um die es geht. Dann untersucht man das Ganze und findet dadurch Lösungen, aus denen man die wahrscheinlichste auswählt. Jetzt wird die Umsetzung geplant und durchgeführt. Beim Schlüssel gilt es jetzt, die Barten und Kanten herauszuarbeiten. Bei der Lösung die entsprechenden Lösungsbestandteile – ein Geschäftsprozess, Datenmodell oder eine Zuständigkeitsmatrix. Was bleibt, ist dann nur noch die Bedienungsanleitung und der Einsatz des neuen Schlüssels.

Fazit: Der Schlüssel öffnet Türen und Kisten und ermöglicht damit den Zugriff auf bestimmte Ergebnisse, die sich hinter den Schlössern verbergen. Die Lösung hat die gleiche Funktion. Sie verfolgt den Zweck, bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Diese Ähnlichkeit macht den Schlüssel zu einer idealen Metapher für eine Lösung.