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Richtig und falsch – eine Frage des Standpunkts?

Noch vor dreißig Jahren erreichte man die Öffentlichkeit über besondere Kanäle – Tageszeitungen, Magazine, Radio, Fernsehen. Heute können alle ihre Äußerungen ins Internet stellen und erreichen latent drei Milliarden Menschen. Ohne die Filter der professionellen Nachrichtenmacher stellt sich die Frage, welche Informationen richtig oder falsch sind. Trotzdem gab es immer schon Falschmeldungen. Dies reicht von Berichten über eine deutsche Zelle des Ku-Klux-Klan, über die von Loriot erfundene Steinlaus, bis hin zu den Hitler-Tagebüchern, die vom Stern veröffentlicht wurden. Derartig konstruierte Nachrichten sind nichts weiter als Lügen. Wo beginnt jedoch die Wahrheit und wo hört die Lüge auf? Richtig und falsch ist vielleicht eine Frage des Standpunktes.

Ein Blick auf einige Aspekte verdeutlicht die Schwierigkeit.

  • Blickwinkel machen einen Unterschied
    Je nachdem, wo man sich befindet und in welche Richtung man blickt, sieht man Sachverhalte anders. Der Blickwinkel ist in jedem Fall beschränkt. Die Betroffenheit bestimmt, was man sieht und bewertet. Gehört man zu den Opfern, steht die ungerechtfertigte Tat im Mittelpunkt. Täter schauen auf die schlüssige Begründung ihrer Handlung. Als Außenstehender hat man aufgrund von fehlendem Hintergrundwissen einen neutralen Standpunkt. Welcher Blickwinkel ist aber schließlich richtig oder falsch?
  • Kontakte machen den Unterschied
    Ein Bericht aus zweiter Hand liefert meistens unterschiedliche, widersprüchliche Wahrnehmungen. Bestimmt werden die Aussagen ebenfalls durch die Rolle (s. oben). Zusätzlich werden die Wahrnehmungen durch die Filter des Meta-Modells der Sprache Inhalte werden getilgt oder generalisiert oder einfach verzerrt. Wie kann man sagen, was richtig oder falsch ist?
  • Kultur macht den Unterschied
    Abhängig von der Zugehörigkeit zu einem Kulturkreis unterscheidet sich beispielsweise die Art, wie Informationen ausgetauscht werden, der Umgang mit Personen oder die Beschreibung der Zeitfaktoren. Der Stil führt zu detaillierten oder vagen Beschreibungen, abhängig von Vorannahmen durch das Vorwissen der Zielgruppe. Kulturbedingte Schwerpunkte durch den Blick auf einzelne Personen oder auf Gruppen machen einen Unterschied. Der Umgang mit Zeit führt auch zu einem begründenden Blick auf die Vergangenheit oder einer einfachen Beschreibung der Gegenwart oder einer Berücksichtigung zukünftiger Konsequenzen. Was ist dann richtig oder falsch?

Die Frage nach der Wahrheit wurde seit den alten Griechen von allen Philosophen gestellt. Mit dem Internet gibt es ein Medium, mit dem alle alle erreichen können. Damit stehen sämtlichen denkbaren Aussagen Türen und Tore zur Verbreitung offen. Was davon der Wahrheit entspricht oder ihr auch nur nahekommt, ist aufgrund der unterschiedlichen Blickwinkel nicht abschließend entscheidbar. Der Versuch neutrale Stellen zur Zertifizierung von Inhalten zu schaffen, wird das nicht beheben.

Fazit: In Ermangelung einer verbürgten Wahrheit müssen wir lernen mit den verschiedenen Ausprägungen von Fakten umzugehen. Sobald wir verstehen, dass unterschiedliche Blickwinkel, verschiedene, mögliche Wirklichkeiten erzeugen, sind wir gewarnt und es fällt uns leichter, uns aufmerksam mit den dargebotenen Verkündigungen auseinanderzusetzen. Am Ende ist richtig und falsch abhängig vom Standpunkt – außer bei einer vorsätzlichen, gewollten Lüge.

Müssen Sie ins Ausland?

Bei dem Blick auf die Zukunft der Arbeitswelt wird häufig die globale Mobilität, neben neuen arbeitsrechtlichen, gesellschaftlichen und technischen Aspekten, hervorgehoben. Die tatsächlichen Potenziale für Deutsche lassen sich an den verfügbaren Zahlen *1) jedoch noch nicht erkennen, da

  • die Gesamtzahl der Fortzüge zwischen 1991 und 2012 sich nur um 20% erhöht haben,
  • 80% der Fortzüge aus Ausländern bestehen,
  • die Fortzüge auch die Angehörigen der Expatriates sowie sonstige Auswanderer beinhalten, und
  • nicht alle Expatriates in den Meldestatistiken erfasst werden.

Auf Basis der verfügbaren Daten ist es schwierig zu entscheiden, ob man sich auf einen Auslandseinsatz einlassen sollte.

Migration

Je globaler ein Unternehmen ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich mit der Möglichkeit eines Auslandseinsatzes auseinandersetzen muss. Folgende Fragen kann man nutzen, um die eigene Bereitschaft herauszufinden.

  • Wie steht es um Ihre Karriere?
    Die flacheren Strukturen im Ausland ermöglichen es, enger mit Top-Managern zusammenzuarbeiten. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass im Anschluss des Einsatzes Ihre Karriere beschleunigt wird. Welche Karriereziele werden durch Ihren Auslandseinsatz unterstützt? Oder bietet ein Auslandseinsatz die Chance, Ihre aktuelle Rolle zu verlassen? Gibt es vielleicht Gründe, die Ihre Karriere negativ beeinflussen könnten?
  • Wie gehen Sie mit Kultur um?
    Bei Einsätzen in Übersee stellt man sich völlig neuen Kulturen – Sprachen, geschäftlichen Umgangsformen, Lebensarten. Die Fähigkeit sich darauf einstellen zu können ist eine wichtige Voraussetzung für einen stressfreien und erfolgreichen Aufenthalt. Interessieren Sie sich für andere Lebensarten und Sprachen? Oder tun Sie sich schwer mit ungewohnten Kulturen?
  • Wie wirkt sich der Auslandseinsatz auf Ihr privates Umfeld aus?
    Zwar ändern sich für den Mitarbeiter das geschäftliche Umfeld, aber grundsätzlich findet weiterhin der gewohnte berufliche Alltag statt. Für die Angehörigen ist es schwieriger. Sie werden einerseits aus ihrem bisherigen Alltag herausgerissen. Andererseits müssen sie sich ein neues Umfeld erkämpfen. Haben Sie herausgefunden, wie Ihr Partner zu einem Auslandseinsatz steht? Was ist mit Ihren Kindern? Wie wichtig sind Ihnen die Freunde? Oder gibt es private Gründe ins Ausland zu gehen, wie z.B. Abenteuerlust, Scheidung? Was spricht sonst im privaten Umfeld dagegen?
  • Welche beruflichen Vorteile bietet Ihnen ein Auslandseinsatz?
    In Ihrem gewohnten Umfeld verfügen Sie über ein bewährtes Netzwerk und kennen die Abläufe. Im Ausland müssen Sie sich innerhalb kürzester Zeit neu aufstellen, damit Sie in den zwei bis fünf Jahren des Einsatzes Ergebnisse erzielen und Ihre beruflichen Ziele erreichen. Reizen Sie neue fachliche Aufgaben? Sind Sie interessiert an mehr Verantwortung? Welche finanziellen Vorteile muss der Auslandseinsatz bieten? Welche beruflichen Nachteile entstehen?
  • Erhoffen Sie sich einen verbesserten, gesellschaftlichen Status?
    Als Expatriate erhalten Sie private Annehmlichkeiten, die über den Standards des Heimatlandes liegen – Wohnung, Auto, Versicherungen. Zusätzlich haben Ausländer in den Zielländern oft einen besonderen, gesellschaftlichen Status. Welche Aspekte müssen erfüllt sein, um einen Auslandseinsatz anzunehmen? Welche sprechen dagegen?
  • Gibt es weitere Einflussfaktoren?
    Die individuellen Beweggründe können über die bisherigen hinausgehen. Welche Aspekte müssen noch erfüllt sein, damit Sie einverstanden sind ins Ausland zu gehen – privat, geschäftlich? Gibt es sonstige KO-Kriterien?

Es empfiehlt sich alle Punkte aufzuschreiben, die für und gegen einen Auslandseinsatz sprechen. Sie sollten sich die Fragen durchdenken, bevor Sie in Verhandlungen mit Ihrer Firma geraten, um einen entschiedenen Eindruck zu hinterlassen – egal ob Sie gehen wollen oder nicht. Sprechen Sie darüber mit Ihrer Familie und Ihren Freunden. Besonders hilfreich ist es Kontakt zu Kollegen aufzunehmen, die bereits im Ausland, vielleicht sogar in Ihrem Zielland, sind oder waren.

Fazit: Sie müssen nicht ins Ausland. Da ein Einsatz im Ausland eine weitreichende Entscheidung ist, die einen großen Einfluss auf Sie und Ihre Familie hat, sollten Sie die Aspekte von allen Seiten durchleuchten. Es gibt Firmen, die die Möglichkeit bieten, das Land vorab zu besuchen. Manchen hilft das bei der Entscheidung. Anderen reicht ein solcher, kurzer Eindruck nicht aus, um sich für eine langfristige Verpflichtung zu entscheiden. Es ist in jedem Fall wichtig, dass die gesamte Familie hinter der Entscheidung steht. Ansonsten haben Sie während der gesamten Dauer zusätzliche Probleme, die nur schwer zu lösen sind.

*1) Ich konnte keine Statistiken über deutsche Unternehmen finden, die die tatsächliche Situation aufzeigen. Indizien lassen sich nur aus dem statistischen Jahrbuch des Statistischen Bundesamts Deutschland http://ow.ly/FuRSv ableiten.