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Raum für die Zusammenarbeit schaffen

Sitzungen werden als große Zeitfresser angesehen. Je mehr Teilnehmer, desto schwieriger ist es, einen spürbaren Nutzen für die Einzelnen zu erzielen. Die Anwesenden flüchten deshalb oft in das Studium von Unterlagen, der Bearbeitung von Emails oder beschäftigen sich mit Dingen, die nichts mit dem aktuellen Thema zu tun haben. Um ihre Aufmerksamkeit zurückzugewinnen, sollte Raum für die Zusammenarbeit geschaffen werden.

Kooperation

Zu diesem Zweck können die Veranstaltungen, die praktische Zusammenarbeit erfordern, als Workshops vorbereitet werden. Eine fruchtbare Session beinhaltet die folgenden Aspekte.

  • Thema
    Der inhaltliche Gegenstand der Veranstaltung sollte klar beschrieben sein. Dazu gehören eine aussagekräftige Überschrift der Sitzung, die Beschreibung des Zwecks und der Ziele sowie ausreichende Informationen, damit die Beteiligten wissen, worum es geht.
  • Teilnehmer
    Die Auswahl der Teilnehmer sollte sich an dem Thema und dem Beitrag der Einzelnen orientieren. Die klaren Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung stellen sicher, dass die Anwesenden einen entscheidenden Beitrag zu dem Zweck der Sitzung liefern können.
  • Prozess
    Der Ablauf zeigt vorab, welche Schritte, wie lange und mit welchen Ergebnissen vorgesehen sind. Durch eine entsprechende Planung werden das Vorgehen und ein ausreichender Zeitrahmen festgelegt, um sicherzustellen, dass nützliche Ergebnisse erzielt werden.
  • Voraussetzungen
    Die Liste der Voraussetzungen soll Überraschungen vermeiden. Sofern einzelne Bedingungen nicht erfüllt werden, ist es sinnvoll die Sitzung zu verschieben, bis die Arbeitsfähigkeit hergestellt ist. Damit minimiert sich die Anzahl von ergebnislosen Sitzungen.
  • Workshoporganisation
    Die Vorbereitung der Räumlichkeiten, der Materialien und der Bewirtung sowie gegebenenfalls der Logistik, den Übernachtungen und des Rahmenprogramms ist eine wichtige Voraussetzung für eine reibungslose Veranstaltung. Je nach Größe der Veranstaltung empfiehlt es sich ein Team zu bilden, das sich um den Ablauf kümmert. Durch eine Checkliste wird sichergestellt, dass nichts vergessen wird.

Der Aufwand zur Vorbereitung steigt exponentiell zur Dauer des Meetings. Dies stellt sicher, dass die Aufmerksamkeit über die gesamte Zeitspanne erhalten bleibt. Kurze Workshops erfordern vergleichsweise wenig Aufwand zur Vorbereitung.

P.S.: Im Interesse einer verbesserten Zeitnutzung sollten Sitzungen, die nicht die persönliche Anwesenheit erfordern, durch andere Kommunikationskanäle ersetzt werden. Die unentbehrlichen Treffen können in Turbo-Workshops verwandelt werden, die in einer Stunde konkrete Ergebnisse liefern.

Weitere Leitungsaufgaben sind das Selbstmanagement, die Konzeption, die Koordination und die Kommunikation.

Der Prozess – das unbekannte Wesen

In den Neunzigern des letzten Jahrtausends überrollte das Business Process Reengineering, kurz BPR, große Unternehmen. Konzerne haben im Zuge von Lean Management zuerst innerbetriebliche und schließlich überbetriebliche Abläufe verschlankt. Diese Welle hat sich im englischsprachigen Umfeld nach einem Hype in der zweiten Hälfte der Neunziger abgeschwächt (siehe Ngram: http://ow.ly/yJq6p). Im deutschsprachigen Raum ist das Interesse am Geschäftsprozess kontinuierlich gestiegen (siehe Ngram: http://ow.ly/yJr5n ). Alle sprechen regelmäßig von Prozessen, Workflows und kontinuierlicher Verbesserung der Abläufe ohne die definierten Merkmale, die den Ablauf zu einem Prozess machen . Der Prozess – das unbekannte Wesen.

Prozess

Die ablauforientierte Beschreibung von Funktionen bzw. Tätigkeiten, der sogenannte Prozess, besteht aus Einzelschritten. Diese wiederum sind Funktionen, die aus Teilschritten bestehen und so weiter, unabhängig von dem Format, das zur Darstellung verwendet wird *1. Die Dokumentation der Abläufe hilft bei der Planung, der Umsetzung, dem Monitoring und der Überarbeitung. Wenige machen sich klar, dass die Beschreibung des Ablaufs nicht die Wirklichkeit ist. Genau wie thematische Landkarten nur einen Blick auf geologische, politische oder wirtschaftliche Einzelheiten bieten, besteht der Prozess aus den wesentlichen Schritten. Zusätzlich hat ein Prozess die folgenden formalen Kriterien.

Ein Prozess …

  • … braucht einen definierten Anfang und ein definiertes Ende. Je unschärfer der Start- oder Endpunkt, desto schlechter die Qualität der Beschreibung.
  • … läuft OHNE Unterbrechung vom Anfang bis zum Ende. Sobald ein Ablauf unterbrochen wird, stoppt die Aktivität ungewollt auf unbestimmte Zeit. Es entstehen zwei Prozesse mit eigenem Anfang und Ende.
  • … ist wiederholbar. Der Zweck der Prozessentwicklung ist es, dass ein Ablauf für alle Beteiligten zuverlässig, immer wieder gleich funktioniert. Einmalige Abläufe werden zur Laufzeit abgestimmt, da der Aufwand vorab in keinem Verhältnis zum Nutzen steht.
  • … läuft über die Grenzen verschiedener Zuständigkeitsbereiche hinweg. Innerhalb einer Zuständigkeit bringt die Beschreibung wenig, da die Mitarbeiter selbstständig agieren.
  • … hat definierte Regeln. Alle Beteiligten müssen stets wissen was, wie, von wem, mit welchen Ergebnissen, an wen geliefert werden, um den Zweck der Funktion erzielen zu können. Abweichungen gefährden die Ergebnisse.
  • … verfügt über einen Entscheider. Da ein Prozess über unabhängige Zuständigkeiten hinweg abläuft, ist es erforderlich, dass die Entscheidung für den Ablauf in einer Hand gebündelt ist, damit die Prozessziele nicht von anderen Bereichszielen unterminiert werden.

Sobald Sie das nächste Mal einen Geschäftsprozess betrachten, suchen Sie nach den genannten Eigenschaften. Fehlt eine, besteht Optimierungsbedarf.

*1 Die Frage der angemessenen Detaillierungsebene wird bei anderer Gelegenheit besprochen.