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(Fr)agil

Unternehmen, die lange existieren und über die Zeit gewachsen sind, haben viele Herausforderungen bewältigt – veränderte Anforderungen des Marktes, neue Technologien, verschiedene Zusammenarbeitsstile. Mit der Zeit haben sich diese Firmen einen maßgefertigten Panzer an Aufbau- und Ablaufstrukturen, Regeln und Vorgaben entwickelt, der möglichst jede Eventualität abdecken sollte. So wie die Rüstung eines Ritters ein zusätzliches Gewicht von 30 kg bedeutete, tragen auch die Unternehmen einen riesigen Ballast an Richtlinien mit sich herum. Auch wenn dieser Harnisch an die Proportionen seines Nutzers angepasst ist, beschränkt er die Beweglichkeit und erzeugt damit eine gewisse Fragilität. Wie löst man sich von dem „Fr“?

Eine Rüstung besteht aus verschiedenen Metallplatten, die für bestimmte Teile des Körpers einer einzelnen Person geschmiedet wurden – der Helm, das Bruststück, das Armzeug, die Schenkeldecke, das Kniestück, die Beinröhre und vieles mehr. Auch das Unternehmen entwickelt intern Regelungen für seine verschiedenen Bereiche. Um agil zu werden, ist es entscheidend, die folgenden Aspekte zu berücksichtigen.

  • Vision
    Das Bild eines idealen, zukünftig agilen Zustands des Unternehmens bildet die Grundlage für den Verzicht auf die über Jahre entwickelten, detaillierten Festlegungen. Die Vision baut auf der idealen Vorstellung der Mitarbeiter, der weiteren Ressourcen und dem kundenorientierten Zusammenwirken auf. Die Elemente, die diese Vision behindern, müssen aufgelöst werden.
  • Überzeugungen
    Alle Beteiligten haben mit der Zeit Denkweisen aufgebaut, die bei der Agilisierung stören. Die Mitarbeiter müssen sich davon lösen, dass sie von außen motiviert, angeleitet und beauftragt werden müssen. Die Führungskräfte müssen sich davon lösen, dass sie die Mitarbeiter direkt steuern, kontrollieren und sanktionieren. Das magische Wort der Zukunft ist Selbstorganisation.
  • Intrinsische Motivation
    Um das Momentum in einem Unternehmen zu erhalten, wurden entsprechende extrinsische Belohnungen und Anreize entwickelt – die Bezahlung, der Bonus, die Karriere, die Weiterbildung. In der Selbstorganisation werden andere Anreize wichtig, die den Mitarbeiter von innen antreiben – die Befriedigung eine Tätigkeit durchzuführen, eine Kompetenz zu haben, seine Neugierde befriedigen zu können oder durch die Tätigkeit einen persönlichen Selbstzweck erreichen zu können.
  • Vertrauen
    Den größten Vertrauensvorschub müssen die Eigentümer leisten. Sie kommen nicht umhin den direkten Einfluss aufzugeben und zu glauben, dass die interne Gesellschaft, die Mitarbeiter, das wirtschaftliche Geschick so lenken, dass das Unternehmen überlebensfähig und wirtschaftlich einträglich bleibt. Die Zuversicht, dass die intrinsische Motivation das erforderliche Zusammenwirken der Mitarbeiter sicherstellt und dadurch ergiebige Resultate spontan entstehen, ist die Grundvoraussetzung dafür, dass die Mitarbeiter überhaupt die Chance bekommen, sich zu beweisen.
  • Organisatorische Offenheit
    Das bestehende Kettenhemd zu öffnen, sodass die Möglichkeit zur selbstorganisierten Vernetzung und Teambildung überhaupt entsteht, erfordert viel Mut. Die DNA eines Unternehmens hat sich derart in das Bewusstsein der Mitarbeiter gebrannt, dass es eine große Anstrengung erfordert, sich von dem lieb gewordenen Gefühl der Sicherheit zu lösen. Ein Unternehmen und zwei Ansätze erfordern neutrale Zonen, in denen sich die Mitarbeiter ausprobieren können, ohne den alten, etablierten Wegen folgen zu müssen.
  • Governance
    Die Einführung eines grundsätzlichen Regelwerks, dass kurz und leicht verständlich die neuen Prinzipien, die Wege der Abstimmung, die gemeinsame Sicht und klare Aufgaben, Kompetenz und Verantwortung beschreibt, ist eine wichtige Vorbedingung. Denkbar ist es Sonderbereiche einzuführen, so wie es China mit seinen Sonderwirtschaftszonen (z.B. Shenzhen, Hainan, Hongkong) gemacht hat. In diesem Bereich können völlig neue Ansätze getestet werden – Holacracy, PODS, Plattformen.
  • Plattform
    Selbstorganisierte Einheiten sind fokussiert auf ihr Thema. Sich wiederholende Tätigkeiten und allgemein benötigte Dienstleistungen stören dabei. Aus diesem Grund ist es geschickt, die Teams von bestimmten grundsätzlichen Aufgaben zu befreien. Die Bündelung dieser Umfänge in einer Plattform steigert die Wirksamkeit der Einheiten. In der Plattform finden sich standardisierte Vorgehen und Werkzeuge als Dienstleistung – IT, Infrastruktur, Logistik, usw.

Im Zuge der (Fr)agilität bestehen die Mitarbeiter nicht nur aus den ausführenden Personen, sondern auch aus den steuernden, dem sogenannten Management. Der anstehende Verlust an Macht, der sich aus der Selbstorganisation ergibt, ist die größte Herausforderung, da Führung sich zukünftig aus dem Zusammenhang und nicht mehr durch die klassische Karriere ergibt. Es führt die Person, die am meisten Menschen begeistert und mitreißt und nicht mehr der am besten angepasste Karrierist.

Fazit: Die (Fr)agilität von Unternehmen wird bestimmt durch die Rüstung, die die Bewegungsfreiheit beeinträchtigt. Dazu gehören die Aufbau- und Ablaufstruktur, das etablierte Regelwerk, dass versucht alles bis auf den letzten Handgriff zu regeln. Um die Transformation hin zum agilen Unternehmen zu schaffen, braucht es in jeder Einheit eine Vision, gemeinsame Überzeugungen, intrinsische Motivation, Vertrauen, organisatorische Offenheit, Governance und eine allgemeine Plattform, die den agilen Einheiten zur Verfügung steht. Bedroht wird die Agilität durch die, die am meisten zu verlieren haben – die Führungskräfte. Aus diesem Grund brauchen sie Perspektiven, die auch ihnen das Überleben ermöglicht.

(Fr)agile

Companies that already exist and grew for a long time mastered many challenges – changed market requirements, new technologies, and various cooperation styles. Over time these companies developed a custom-made armor of rules and stipulations of organizational structures and procedures, which should cover, if possible, every eventuality. As the armament of a knight meant an additional weight of 30 kg, the enterprises also carry around enormous ballast of guidelines. Even if this armor is adapted to the proportions of its user, it limits the mobility and thus creates certain fragility. How to get rid off the “Fr”?

An armament consists of different metal plates that were forged for certain parts of the body of a distinct person – the helmet, the piece of chest, the arm things, the thigh cover, the elbow, the knee piece, the leg tube and much more. Also the enterprise develops internally regulations for its different areas. In order to become agile it is crucial, to consider the following aspects.

  • Vision
    The picture of an ideal, in the future agile state of the enterprise forms the basis for the renouncement of over years developed, detailed determinations. The vision is built upon the ideal employee conception, the other resources and the customer-oriented cooperation. The elements that obstruct this vision have to be dissolved.
  • Convictions
    All involved people developed by and by mindsets that disturb the agilization. The employees have to let the expectation go that they have to be motivated, trained and assigned from the outside. The managers must let go that they directly steer, control, and sanction the employees. The magic word of the future is self-organization.
  • Intrinsic motivation
    In order to keep the momentum in an enterprise, appropriate extrinsic rewards and incentives were developed – the payment, the bonus, the career, and the training. In self-organization other incentives that drive the employee from the inside become important – the satisfaction to accomplish an activity, to have a skill, being able to satisfy one’s curiosity or to be able to reach a personal purpose with the activity.
  • Trust
    The company owners have to carry out the greatest deal of trust. They can’t avoid to give up the direct influence and to believe that the internal society, the employees, steer the economic fate in such a way that the enterprise remains economically viable and lucrative. The confidence that the intrinsic motivation guarantees the necessary employee interaction and that way productive results appear spontaneously is the pre-requisite for the fact that the employees after all get the chance to prove themselves.
  • Organizational openness
    To open the existing chain mail, in order to let evolve the possibility for self-organized networking and team building, requires great courage. The corporate DNA is burned into the consciousness of the employees in such a way that it requires a large effort to get away from the cherished sense of security. One company and two approaches require neutral zones, where the employees can try themselves out, without having to follow the established, old way.
  • Governance
    The introduction of a fundamental set of rules that describes briefly and easy to understand the new principles, the ways of alignment, the common view and clear tasks, authority and responsibility, is an important pre-requisite. It is conceivable to introduce special areas, as China did with its special economic zones (e.g. Shenzhen, Hainan, and Hong Kong). In this area completely new approaches can be tested – Holacracy, pods, platforms.
  • Platform
    Self-organized units are focused on their topic. Repeating activities and generally needed services disturb thereby. For this reason, it is smart to liberate the teams from certain basic tasks. The bundling of these items in a platform increases the effectiveness of the units. In the platform you can find standardized procedures and tools as a service – IT, infrastructure, logistics, etc.

In the course (Fr)agility, the employees consist not only of the executing people, but also the steering ones, the so-called management. The upcoming loss of power that results from the self-organization is the largest challenge, since guidance results in the future out of context and no more from the classical career. The person will lead, who inspires and engages people at most and no more the best adapted careerist.

Bottom line: The (Fr)agility of companies is determined by the armament that limits the mobility. This includes the structures and procedures, the established set of rules that tries to regulate every detail. In order to create the transformation to an agile organization, it needs a vision, common convictions, an intrinsic motivation, trust, an organizational openness, governance and a common platform that is available for the agile units. The agility is threatened by those, who loose the most – the leaders. For this reason, they need perspectives that show them opportunities for survival.